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Der Philosoph der Gerechtigkeit – Mohammad Resa Hakimi

„Das wahre Leben ist nicht nur das Leben des irdischen Körpers… Kindheit und Jugend, Mittleres Alter und Altern – das alles wiederholt sich im Leben der Nachkommen Adams.  Es gehört zum äußerlichen Leben des Menschen … Jenseits dieses natürlichen Verlaufes  steht die geistige Wanderung, die ihn in das ewige Sterben treibt oder ihm das ewige Leben beschert.“

Das wahre Leben ist nicht nur das Leben des irdischen Körpers. .. Jeder Mensch hat einen Beginn und ein Ende – Kindheit und Jugend, Mittleres Alter und Altern – das alles wiederholt sich im Leben der Nachkommen Adams.  Es gehört zum äußerlichen Leben des Menschen … Jenseits dieses natürlichen Verlaufes  steht die geistige Wanderung, die ihn in das ewige Sterben treibt oder ihm das ewige Leben beschert. Auch wenn das äußerliche Leben und die geistige Wanderung miteinander in Verbindung stehen, so geht doch das erste mit dem körperlichen Tod zu Ende und das andere ist unverwüstlich. Die Oberfläche des Lebens ist nicht besonders wertvoll, wenn das Leben in der Tiefe nichts wert ist.“

Das sind Gedanken des bekannten Philosophen und schiitischen Rechtsgelehrten Mohammad Resa Hakimi aus dem iranischen Chorasan. Er verstarb am 22. August dieses Jahres. Ihm wurden  Titel wie „Philosoph der Gerechtigkeit“ und „Grenzwächter des Tauhid-Glauben“ verliehen.

Hakimi ist am 4. April 1935 in Maschhad auf die Welt gekommen. Nach der Elementarschule besuchte er die dortige Theologieschule und widmete 20 Jahre seines Lebens dem Studium der Theologischen Fächer, der Philosophie, Arabischer Literaturwissenschaften und der Astronomie.   Viele Jahre war er Mitglied  in Literaturvereinen. 1966 kam er nach Teheran. Zu seinen Freunden gehörte Morteza Motahhari und Mohammad Naqi Dschafari  und ebenso Dr. Schariati. Dr.Schariati hatte ihm in einem Schreiben erlaubt, dass er die Korrekturlesung seiner Werke vornimmt. 

Hakimi hatte schon als junger Mensch zu schreiben begonnen. Der älteste von ihm verfasste Text ist ein Artikel über das Ereignis von Ghadir Chum, wo der Prophet (S) seinen Nachfolger Imam Ali (F) bekannt gab.  In den Augen des in der Forschung über die Islamische Geschichte tätigen Mohammad Esfandyar, zählt Hakimi zu den 20 besten Schriftstellern der Farsi-Sprache. Hakimi schrieb Lyrik auf Persisch und Arabisch. Einige  seiner Gedichte wurde in dem Buch „Sahel-i Chorschid“ – „Ufer der Sonne“ veröffentlicht.

Hakimi hat über 50 Bücher verfasst. Das  Vorwort in  mehr als 30 Büchern stammt von ihm,  und er hat 37 Artikel für  Gedenkbücher geschrieben.

Seine Werke lassen sich thematisch in 5 Gruppen aufteilen. Werke über die Maktab-i- Tafkik – die eine Unterscheidung zwischen den Methoden der Wahrheitsfindung fordert – dann Werke, die zur Erläuterung der Überlieferungen der Ahl-ul-Bait dienen.  Außerdem Bücher über die islamischen Lehren für das private und das soziale Leben. Zu der vierten Kategorie gehören Werke über das Leben von Religionsgelehrten und schließlich gibt es noch Bücher mit Artikeln über verschiedene Themen von ihm.

Hier die Titel einiger seiner Werke: Das Leben, Sonne des Westens,  Göttliche Theologie und menschengemachte Theologie,  Die Dschafaridische Ratitionalität,  Rechtsfindung und Nachahmung in der Philosophie , Die körperliche Auferstehung in der Theosophie des   islamischen Philosophen Mulla Sadra, der Rang des Verstandes und Ewige Botschaft

Allameh Hakimi war Mitglied der bekannten Chorasaner Schule- auch Maktabe-i Tafkik genannt, und warb für die schiitische Logik. Er hat die meiste Zeit seines fruchtbaren Lebens der Untersuchung der islamischen Quellen gewidmet, um eine Antwort auf die Probleme der heutigen menschlichen Gesellschaft zu finden.

Hakimi war davon überzeugt, dass die Islamische Regierung als erstes auf der Gerechtigkeit aufbauen muss. Er glaubte daran, dass sich Gerechtigkeit herstellen lässt und lediglich die Methoden dazu aus den elementaren Quellen abgeleitet werden müssen. Er selbst ergriff die Initiative und schrieb sein Werk Al-Hayyat (das Leben), indem er zeigt,  dass der Islam bedeutende politische und soziale Theorien für die Gerechtigkeit bereit hält und eine sozial orientierte Religion ist, welche sich auf die Vervollkommnung des Menschen stützt.

Hakimi zieht als Beweis für die Gerechtigkeit in der islamischen Gesellschaft  eine Summe von Überlieferungen, die Imam Ali und seine Nachkommen hinterlassen haben, heran. Hakimi befolgte die Rechtschule der 12 Imame. Er glaubte an die gerechte politische Ordnung, wie die Schiiten sie fordern und  war davon überzeugt, dass sich diese Gerechtigkeit auch in der jetzigen schiitischen Gesellschaft verwirklichen lässt.

Hakimi stützte sich in seinem Plädoyer für die Gerechtigkeit auf die Überlieferungen. Er war der Ansicht dass die Gerechtigkeit die er im geschichtlichen  Rahmen in Alis Persönlichkeit und seiner Worte und Taten studierte, im Laufe der Geschichte aufs Neue praktiziert werden müsse. Hakimi zeichnet sich durch seine Liebe zu der Einheit Gottes und zur Gerechtigkeit aus.  Er hat die religiöse Regierung aufgrund der Verwirklichung der Gerechtigkeit und des Befehlsauftrag Imam  Alis an seinen Gouverneur Malik Aschtar  bewertet. Daher ist er Philosoph der Gerechtigkeit genannt worden. In einem Brief an Fidel Castro schrieb er: „Wenn wir die gesamte Lehre des Korans und Islam in zwei Wörter zusammenfassen wollten, so wären dass die Wörter Tauhid und Adl.  Tauhid (Glauben an die Einheit Gottes) bedeutet Gesundung der Beziehung des Menschen zu Gott  und Adl bedeutet: Gesundung der Beziehung des Menschen zum Menschen.“

Mohammad Resa Hakimi ist als Begründer und wichtigster Verkünder der Maktab-e Tafkik bekannt. Die meisten Stellungnahmen zu seiner Denkweise drehen sich daher um die Grundsätze dieser Lehrschule. Er selber erklärt:

„Die Maktab-i Tafkik ist keine Denkschule, die sich von der Wissens- und Rechtsschule der Ahl-ul-Bait  (des Propheten und seinem Hause) – Gottes Segen sei auf ihnen – unterscheidet.  Es darf nie die falsche Vorstellung aufkommen, dass die Chorasaner Wissensschule oder Tafkik-Denkschule  eine neue  selbstständige und abweichende Ansicht gegenüber anderen Denkschulen, darunter der Denk- und Rechtsschule der Ahl-ul Bait sei. Mit der Tafkik-Maktab ist eine wünschenswerte Methode der  erfahrenen schiitischen Rechtsgelehrten und problembewussten Gelehrten gemeint,  die gemäß ihrer Verantwortung für die Grenzaufsicht,  die Grenzen der Glaubensangelegenheiten festlegen und den Absturz in von Menschenhand gemachte Misch-Denkschulen wie die Philosophie und Irfan-e Mustalah (von der Religion losgelöste Mystik) verhindern.“

Dr. Ebrahimi Dinani nimmt in seinem Buch „Die Geschichte philosophischen Denkens in der Islamischen Welt“ wie folgt zu der Maktab-i Tafkik Stellung:

„In der Islamischen Welt heißt es über diese Denkströmung allgemein und zusammengefasst, sie fordere, dass wir zwischen den Wahrheiten der Religion die durch die göttliche Offenbarung herabgesandt wurde und dem was als menschliches Geistesprodukt zählt, trennen müssen und sie nicht miteinander vermischen dürfen.  Diese Forderung ist jedoch allgemein und insgesamt gesehen nicht die Forderung einer bestimmten Gruppe oder Vereinigung, sondern alle islamischen Denken zeigen sich einverstanden mit ihr.  Dennoch ist die Tafkik-Denkschule aufgrund einer Reihe besonderer Attribute, die sich auf das Denken ihrer Vertreter beziehen, sehr neu und etwas Besonderes.  Seit circa einem halben Jahrhundert,  ist diese Denkströmung in Chorasan erschienen und hat mit der Zeit zunehmend Anhänger gefunden.“

Mohammad Resa Hakimi legte großen Wert auf die säuberliche Trennung zwischen Philosophie, Mystik und den religiösen Überzeugungen. Laut seiner Darlegung gehen diese drei verschiedene Wege bei der Wahrheitsfindung. Gemäß ihm können Mystik und Philosophie  nicht das Wissen der Religion ersetzen.  Im Rahmen der Tafkik-Schule betrachtet Hakimi es als die höchste der sieben Stufen des Verstandes, wenn der Mensch seine eigenen  Erkenntnisse mit Hilfe der Lehren der Offenbarung beurteilt.  

Ostad Hakimi war ein Modschtahed und Sprachwissenschaftler, Schriftsteller und Forscher und vor allen Dingen war er ein Gerechtigkeit suchender Mensch.  Aufgrund dieser Eigenschaft zog er es vor, sich  in einen Winkel Südteherans zu den Ärmsten zurückzuziehen um sich dort seinem geistigen Schaffen und seinen Studien zu widmen.  Während der Revolution und auch danach blieb er still. Selbst Auszeichnungen wehrte er ab. Er lebte nachdem was er sagte und schrieb und blieb in seinem Privatleben ein anschauliches Sinnbild für Genügsamkeit und Selbstwertschätzung.

Hakimi gehört zu den aufrichtigen Gelehrten dieses Landes, die ihre Sprache und ihren Schreibstift in den Dienst der Wiederbelebung von Tugenden und Gerechtigkeit stellen.  Er hat das Wissen der Ahl-ul-Bait aus neuen Sichtwinkeln gesehen und in einem neuen Rahmen vorgestellt.

Ayatollah Chamenei, Oberhaupt der Islamischen Revolution schrieb in der Botschaft, mit der er anlässlich des Verlustes dieses Denkers kondolierte:

„Mit Bedauern habe ich die Nachricht vom Tod des hervorragenden Gelehrten und Denkers, Herrn Mohammad Resa Hakimi (Gott heilige seine Seele), erhalten. Er war ein Gelehrter mit großem Wissen und ein gekonnter Literat, ein innovativer Denker und Gerechtigkeit suchender Islamkenner.  Er hat sein Leben frei von materiellem Überfluss in den Dienst des hohen Wissens des Korans und der Sunna (der Vorgehensweise des Propheten) gestellt und wertvolle Werke hinterlassen. Dieser geehrte Mensch hat dank Studium bei bekannten Lehrmeistern des höheren Wissens und der Spiritualität im Heiligen Maschhad  einen inneren Vorrat an Gottvertrauen und Gottesgehorsam und seelischem Reichtum anlegen können, welcher ihn bis ans Ende seines fruchtbaren Lebens aufrechterhielt.“

 

 

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