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Die Islamische Revolution und die Krisen des zeitgenössischen Menschen

Dies ist  ein Beitrag zum 42. Jahrestag des Revolutionssieges im Iran. Wir möchten in diesem Beitrag über eine interessante Seite der Islamischen Revolution sprechen.

Viele Analytiker sagen, dass sich diese Revolution in mehreren Merkmalen von anderen Revolutionen unterscheidet und eine ihrer Besonderheiten besteht darin, dass sie gestützt auf die Religion siegte. Unterdessen behaupteten vorher  einige, die sich von den marxistischen Lehren leiten ließen, dass Religion das Opium der Massen sei und sie dazu bringe, die Unterdrückung von Herrschern zu erdulden. Aber die Islamische Revolution hat bewiesen, dass es möglich ist, sich im Namen Gottes und gestützt auf die Offenbarungslehre des Islams und die Rechts- und Denkschule der Schiiten gegen die Unterdrückung zu erheben,  und die Gesellschaft befreien und ihr soziale Gerechtigkeit zu bescheren. Die Islamische Revolution im Iran hat die Religion und Religiosität im heutigen Zeitalter ins Leben zurückgerufen und eine Lösung vorgestellt, die den zeitgenössischen Menschen aus  der Entfremdung durch die Technik und Beschleunigung des Lebens befreit.  Aus dieser Sicht ist die islamische Revolution ein Weg gewesen, um gestützt auf die Religion und Spiritualität den Schäden der modernen Gesellschaft zu entkommen.  

Experten sind der Meinung, dass die Modernisierung der Menschheit zwar viele Errungenschaften beschert hat, aber auch  viel im Leben und an der Ethik des Menschen auf eine Weise verändert hat, dass er sich in der zeitgenössischen Welt neuen und komplizierten Krisen gegenüber sieht. Einige teilen diese Krise in zwei Hauptkategorien auf. Zu der ersten Kategorie gehören jene Krisen, die sich aus  der Konfrontation des Menschen mit sich selber und mit Gott ergeben, und zu der zweiten gehören Krisen, die aus der Konfrontation des Menschen mit der Gesellschaft und mit seiner Umwelt resultieren.

Durch die Fehde  des Menschen mit sich selber und mit Gott, erlebt der heutige Mensch eine Art Identitätskrise und empfindet ein Gefühl der Vereinsamung.  In unserer Zeit  der instrumentalisierten Rationalität sind einige Dimensionen des menschlichen Wesens – wie seine Gefühle – an den Rand gedrängt worden, so dass der Mensch kein ausgewogenes Verhältnis zwischen Vernunft und Gefühl herzustellen vermag.    Das Streben nach materiellen Freuden, eigenem Vorteil und Gewinn als wichtigstes Ziel in den sozialen Beziehungen, haben den Menschen in eine Welt der Skepsis befördert, die davon herrührt, dass er sich nur auf den Verstand verlässt. Sie haben ihn in eine Deutungskrise in Bezug auf das Leben sowie in die Einsamkeit  und Entfremdung getrieben. Der zeitgenössische Mensch konnte, weil er sich von der Immaterialität und Spiritualität abgekehrt hat,  seine Beziehung zu sich selber und zu seinem Gott nicht ins Lot bringen und so ist er in den Sog der Sinnlosigkeit und des Nihilismus geraten.

Doch auch die mangelnde Ausgewogenheit in der Beziehung des Einzelnen zur Gesellschaft und zu seiner Umwelt hat Krisen für die Menschen und in den heutigen Gesellschaften hervorgerufen. Die hemmungslose Ausnutzung der Natur, als Quelle für den Wohlstand des Menschen hat schwere Umweltkrisen verursacht und den Menschen der Gefahr der Vernichtung ausgeliefert.  Die Kluft zwischen den Generationen ist größer geworden und der Familie als eine der wichtigsten Einrichtungen im Leben droht der Zerfall. Zugleich hat die Sucht nach Abwechslung und Konsum, das Leben aus dem Gleichgewicht gebracht und den Menschen in ein identitätsloses Wesen verwandelt, welches nicht mehr über den Ursprung und das Ziel seines Lebens nachdenkt.  Diese Zustände haben dem Menschen keine Ruhe beschert, sondern wühlen ihn innerlich nur weiter auf. Das macht sich in vielen Gesellschaften an den steigenden Statistiken in Bezug auf Kriminalität, Scheidungen, Selbstmorde und zahlreiche weitere Probleme bemerkbar.  Die moderne Welt liefert dem heutigen Menschen keine beständige Ruhe und Frohsinn sondern Depressionen, Unruhe und Unzufriedenheit. Weshalb konnten die Wissenschaften wie Medizin, Psychologie und Sozialwissenschaften trotz ihrer großen Fortschritte, die Identitätskrise und Deutungskrise und die seelischen Probleme des Menschen nicht besiegen? Dies fragen sich Analytiker und sind auf der Suche nach einer Lösung.

In der beklemmten modernen Welt und inmitten der deutlichen Krisen des zeitgenössischen Menschen hat die Islamische Revolution ein neues Modell für das menschliche Leben entworfen. Ein wichtiger Aspekt dieses neuen Modells ist die Wiederbelebung der Religiosität in der zeitgenössischen Welt. Der Anführer dieser Revolution, Imam Chomeini, kann daher als der Bannerträger der Wiederbelebung der Religiosität im 20. Jahrhundert   betrachtet werden. Imam Chomeini hat den Islam als die perfekte Lehre, die alle Seiten der menschlichen Existenz berücksichtigt, den politischen Kämpfen zugrundgelegt und ihn zur zentralen Achse des Inhaltes der Islamischen Revolution gemacht. Er war davon überzeugt, dass die Lehre des Islams, weil sie sowohl die Rationalität als auch die Religiosität betont, im Vergleich zu  anderen Denkschulen der Menschheit besser geeignet ist, das menschliche Leben zu gestalten und eine Regierung zu bilden. Denn die islamischen Lehren führen den Menschen aus der Dunkelheit ins Licht. In seinem Buch  Sahifeh  Nur, Band 18, Seite 52 äußert sich Imam Chomeini wie folgt: „Der Islam gereicht der Menschheit zum Wohl. Er ist gekommen, um den Menschen zu veredeln. Er ist gekommen, damit er – im Gegensatz zu Taghut (den falschen Göttern) den Mensch ins Licht führt.“

Imam Chomeini betrachtete die Zuwendung zur Religiosität und zur Moral als den Schlüssel zum Wohle der Gesellschaft und glaubte fest daran, dass das materielle Wohl den Menschen nicht glücklich macht. Er sagt im Sahifeh Nur ( Bd. 18, Seite 17): „Wir müssen darum bemüht sein, die Menschen zur Religiosität und zur islamischen Moral einzuladen. Vielleicht denken viele, dass materieller Wohlstand,  Bankkonten und Eigentum oder der Besitz von Grundstücken und ähnlichem dem Menschen Glück beschert. Aber das ist ein Irrtum, den der Mensch begeht.“

Imam Chomeini sieht in dem Mangel und Fehlen der Religiosität das große Problem für die menschliche Gesellschaft. Er betont, dass die Wiederbelebung dieser Religiosität Ziel des Islams und der Islamischen Revolution ist. Er hat in seinem Testament (auf S. 3) darüber, dass durch diese Revolution der  Koran, der während der Schahzeit, nur noch in Mausoleen und auf bei Begräbnissen öffentlich verlesen wurde, von diesem Zustand befreit wurde, gesagt:

„Wir und unser Volk sind stolz darauf Anhänger einer Rechtsschule  zu sein, welche den Inhalt des Korans, der laufend  nicht nur von der Einheit der Muslime sondern von der Einheit der Menschheit spricht, aus den Mausoleen und von den Friedhöfen  befreit  und ihn als die größte Vorschrift für die Befreiung des Menschen von allen geistigen und intellektuellen Fesseln, die ihn in die Zerstörung, Sklaverei und Knechtschaft führen, gerettet hat (Testament des Imam, S. 3)   

Imam Chomeini wollte die Religiosität nicht nur im Leben des Einzelnen wiederbeleben. Er war der Überzeugung dass auch bei der Bildung einer Regierung die Religiosität eine Rolle spielt und dass die  Grundlagen der Politik und das Verhalten von Regierungsverantwortlichen von Religiosität geprägt sein müssen, da ansonsten das politische System ein Abgott-Regime ist.

Imam Chomeini, Begründer der Islamischen Republik Iran, hat die Grundlagen für eine auf Religion beruhende Volksregierung als politische Ordnung vorgestellt, die der Islamischen Revolution entspricht. Er hat jegliche Diktatur und Gefährdung der politischen und zivilen Freiheitsrechte der Bürger abgelehnt, deutlich gegenüber dem Imperialismus und der Ausbeutung durch Mächte Stellung bezogen und die Unabhängigkeit des Landes verteidigt. Als Endziel der Bildung einer Regierung nannte er die Wiederbelebung der Religiosität im Leben der Menschen. Er hat immer wieder den Verantwortlichen in der Islamischen Republik gegenüber betont, dass ein Abtauchen in die Materialität zur Vernichtung des islamischen Staates führen wird. Die wichtigste Botschaft der Revolution lautete für ihn: Freiheit, Unabhängigkeit,  Gerechtigkeit, Weiterentwicklung und Fortschritt und Zivilisationsaufbau parallel zur  Entfaltung  der Immaterialität und der Moral. Imam Chomeini war davon überzeugt, dass eine Entwicklung und ein Fortschritt ohne Moral, Immaterialität und Religiosität, schädlich und  typisch für ein Abgott-Regime  sind. Der größte Nutzen und Erfolg  der Islamischen Revolution für die  unterdrückten Völker und die orientierungslosen Menschen  in der heutigen Welt, war für Imam Chomeini  die erneute Beachtung der Religion  und der mit ihr verbundenen Immaterialität.

Es ist interessant, dass einige bekannte Denker wie der französische Philosoph und Psychologe Michel Foucault die Spiritualität und Immaterialität  und damit das wichtigste Ziel der Islamischen Revolution  als etwas betrachten, was dem zeitgenössischen Menschen verloren gegangen ist.

Foucault gehört zu den Kritikern der Moderne und sagt, dass diese sich auf eine geistige Tradition beruft, welche die Übereinstimmung und Verbindung zwischen Vernunft, Befreiung und Fortschritt abstritt und dazu geführt hat, dass dem heutigen Menschen die Moralität fremd geworden ist.

Beide – Foucault und Imam Chomeini – haben die Moderne und die Werte, die in ihr herrschen, herausgefordert und sind zu dem gleichen gedanklichen Ergebnis gelangt, nämlich dass die moderne Welt  einen großen Mangel an Moralität und  Spiritualität aufweist und dieser Mangel zahlreiche Probleme hervorruft. Foucault ist auf den religiösen Inhalten der Islamischen Revolution aufmerksam geworden und hat gesagt, dass diese Revolution die (pseudo-) modernistische Bewegung im Iran besiegt hat. Nach Ansicht von Foucault war die Revolution im Iran darum bemüht, durch Räumung der  Scheinbilder des Modernismus der  Politik auch eine immaterielle Dimension zu geben.  Foucault sagt, der Islam habe den iranischen Revolutionären eine solche Kraft verliehen, dass sie mit leeren Händen gegen eine der modernsten Armeen der Welt antreten und siegen konnten.  Foucault hat in  einer Immaterialität, deren Bannerträger die islamische Revolution im Iran ist,  das Heilmittel für die Menschheit im 20. Jahrhundert gesucht.

Aus seiner Sicht besteht die Krise in der westlichen Zivilisation und für den zeitgenössischen Menschen in der spirituellen Lücke und in Mängeln, die die Welt entseelt hat. Unterdessen wolle nach seiner Ansicht der Diskurs der Islamischen Revolution eine neue Definition von der Rationalität vorstellen, in der die Spiritualität einen wichtigen Platz einnimmt. Aus der Sicht von Foucault  ist es diese Besonderheit der Islamischen Revolution, die sie verschieden macht von anderen Revolutionen und sie zu einem neuen Modell werden lässt. Foucault sieht darin eine Innovation seitens der   Islamischen Revolution, dass sie im Gegensatz zu den anderen Revolutionen erklärt, dass Rationalität und  Spiritualität sich gegenseitig bedingen insbesondere in der Welt der Politik und ihre Verknüpfung eine Antwort auf die Bedürfnisse und ein Mittel gegen die Krise des zeitgenössischen Menschen darstellt.

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