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Geschichte der persischen Miniaturen

Die Themenbereiche der persischen Kunst und damit auch der persischen Miniaturmalerei (persisch „مینیاتور ایرانی“) beziehen sich meist auf die persische Mythologie und Dichtung.

Die wichtigste Funktion der Miniaturen war die Illustration. Sie gaben den Geschichten der persischen Literatur ein Gesicht, so dass man die Handlung leichter verstehen konnte. Miniaturen wurden als künstlerische Ergänzung der Poesie geschaffen und beinhalten einen tiefen Zusammenhang zur Dichtung. Von vorislamischen Künstlern Irans ist nur Mani als großer Maler bekannt.

Während der letzten zehn Jahrhunderte wurden viele große Werke persischer Literatur komponiert, die Künstler bis heute inspirieren. Am Ende des zehnten Jahrhunderts schuf Ferdousi sein unsterbliches Lebenswerk das Schahname. Dieses Epos beschreibt als Buch der Könige die Geschichte Irans in über 55.000 Doppelversen bis zum Niedergang Irans durch den Arabersturm im siebten Jahrhundert. Im zwölften Jahrhundert dichtete Nesami sein Liebesepos Chamsa, welches auf Grund seiner Popularität oft kopiert wurde. Das 13. Jahrhundert prägte Saadi, Autor der berühmten Werke Bustan und Golestan. Letzteres ist eine Sammlung moralischer und unterhaltsamer Anekdoten und Sprichwörter, die in elegantem Prosastil mit eingestreuten Versen geschrieben sind. Das Lehrgedicht Bustan wird für ein Meisterwerk persischer Literatur gehalten.

Im 14. Jahrhundert wurden die Werke von Amir Chosro Dehlawi, Chadschu Kermani, Hafis und Kamal Chodschandi geschrieben. Während des 15. Jahrhunderts wirkten die facettenreichen Werke des Dichters Dschami.

Dieser Reichtum an inspirierender Literatur gab die Möglichkeit, dass viele wichtige Miniaturschulen gegründet werden konnten. Jede von ihnen hatte ihren eigenen Stil, wodurch eine große Mannigfaltigkeit an Bildnissen entstehen konnte. Diese Schulen waren es, die glänzende Errungenschaften in der Entwicklung der Malerei auf iranischem Kulturraum bewerkstelligten. Drei der einflussreichsten Schulen waren in Schiras, Tabris und Herat.

Im 13. und 14. Jahrhundert wurde Schiras, die Hauptstadt der Provinz Fars, Zeuge eines neuen Aufstiegs des kulturellen Lebens. Zu jener Zeit lebten Saadi, Kermani und Hafes. Die Dichtkunst blühte und mit ihr die Miniaturmalerei. Eines der wichtigsten Werke für Maler war das Schahname, und in Schiras gab es zahlreiche Künstler, die sich diesem Thema widmeten. In den Schiras Miniaturen des 14. Jahrhunderts war ein symmetrischer Aufbau vorherrschend, die meisten Teile der eher monotonen Kompositionen wirkten ähnlich wie Friese. Dennoch hatte die Schiras-Schule großen Einfluss im Iran, und gegen Ende des 15. Jahrhunderts wurden Miniaturen höchster Qualität produziert. Die Bilder für Nesamis Chamseh dienen als Beispiel der Schiraser Kunstfertigkeit in Perfektion.

Zum Schluss des 13. Jahrhunderts wurde die Tabriser Kunstschule gegründet. Frühe künstlerische Errungenschaften der Tabriser Schule unterschieden sich von denen aus Schiras insofern, als deren Illustrationen dazu neigten, den fernöstlichen und den armeno-byzantinischen Malstil zu kombinieren. Dieser neuere Einfluss kann durch die geographische Lage Tabris erklärt werden, denn die Stadt liegt der Grenze zu Armenien sehr nahe. Außerdem waren die Mongolen in Tabris stark vertreten.

Engere Beziehungen zwischen den unterschiedlichen Kunstrichtungen Schiras und Tabris erwuchsen zu Beginn des 15. Jahrhunderts. Dieses Datum ist eng mit der großen Auswanderung der Maler verbunden, die von den Feldzügen Timurs gegen Bagdad und Tabris ausgelöst wurden. Viele Künstler wurden nach Samarkand, der Hauptstadt der Eroberer gebracht oder auch an den Hof seines Enkels Iskandar Sultan, dem Herrscher von Schiras. Diese Begebenheiten ließen verstärkt traditionelle Bildnisse entstehen, die jedoch mit neuen Ideen verbunden wurden.

Im 16. Jahrhundert war im iranischen Kulturraum die Dichtkunst Dschamis äußerst populär und lieferte der Malkunst neue Motive. Dies markiert den Startpunkt großer Entwicklungen in den verschiedenen Kunstschulen Irans. Tabriser Miniaturenkünstler dieser Periode zeigten sich fähig, eine vollständige Illusion einzelner Szenen oder Landschaften auf begrenzten Raum zu malen. Bekanntes Beispiel ist die Zeichnung eines Palastes mit Garten. Die Liebe zum Detail ging so weit, dass auch die Einrichtung des Palastes auf diesem Bild zu sehen sind.

Architektur und Landschaften konnten von nun an in die Bildkompositionen eingearbeitet werden. Die Figuren der Bildnisse waren nicht mehr statisch, sondern wurden in einer natürlicheren Art abgebildet.

In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde eine Kunstschule in Herat gegründet. Die führenden Künstler der Schulen in Tabris und Schiras zogen nach Herat. In den ersten Herater Miniaturen wurden die Figuren der Miniaturen immer kunstvoller und akkurater. Durch diese Verbesserungen konnten immer komplexere Figurenkonstellationen realisiert werden, was sich besonders in den Porträts zeigt.

Einer der bekanntesten und einflussreichsten Maler der Herater Schule war Kamaleddin Behzad, dessen Kunst stark von den Werken der Poeten Dschami und Navau beeinflusst war. Seine Werke konzentrierten sich auf das Porträtieren, jedoch waren nicht nur Menschen im Fokus, sondern was Menschen im alltäglichen Leben umgibt. Behsads Malerei brachte Miniaturen zu wirklichen Ruhm. Er teilte den Ruf der Herater Schule mit anderen außergewöhnlichen Miniaturmalern dieser Zeit: Seinem Lehrer, dem Hofmaler Mirak Nakkasch, Kasim Ali, Chwadscha Mohammad Nakkasch und Schah Musaffar.

Die Themenvielfalt der Miniaturen ging im Laufe der Zeit zurück. Im 17. Jahrhundert gab es hauptsächlich Liebesszenen und Porträts. Im 18. Jahrhundert entstand ein neues Genre, welches Blumen und Vögel darstellte.

Im 20. Jahrhundert kam es zu einer Neubelebung der persischen Miniaturmalerei. Wurden bis zu diesem Zeitpunkt weitgehend Reproduktionen von alten Vorlagen angefertigt, so entwickelte Hossein Behzad einen völlig neuen, an die europäische Malerei angelehnten Stil.

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