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Religiöses Brauchtum in traditionellen und modernen Medien

Früher fand die Kommunikation von Mund zu Mund statt. Der Empfang einer Mitteilung erfolgte genauso direkt wie die Reaktion darauf.

Die Kommunikation war unkompliziert. Sie war nicht einseitig und spielte sich wechselseitig zwischen Individuen oder einem Individuum und einer Gruppe von anderen Menschen ab.

Inzwischen kommt dieses traditionelle Kommunikationssystem aber nicht mehr ohne die neue Technologie aus, wenn es weiter wie in der Vergangenheit mit den neuen elektronischen Medien konkurrieren will, und nicht nur das: es ist heute von Bedeutung dass  die religiösen Bräuche sich einen  Platz in den neuen Medien verschaffen.

Im Iran haben die traditionellen Kommunikationsverbindungen stets gut funktioniert.  In der Vergangenheit boten sich viele Orte für die Kommunikation an: Die Bazare, Stadtplätze, Karanwansereien,   die Tschapar chaneh, das heißt die Wegestationen des antiken Kuriersystems, wo sich   berittene Regierungsboten ausruhten und das Pferd wechselten,    die öffentlichen Bäder oder auch  die häufigen Treffen mit Freunden und Verwandten. Sogar die architektonische Struktur kam dieser traditionellen Kommunikation entgegen indem in den Vierteln kleine Bazars oder Sitzflächen angelegt wurden, wo sich die Einwohnern in ihrer Freizeit zusammensetzen und über Neuigkeiten austauschen konnten.  Zu diesem traditionellen Kommunikationsnetz kamen auch die Kaffeestuben die früher in diesem Lande eine wichtige Rolle für den Austausch unter den Bürgern spielten.

Als es noch keine modernen Kommunikationsmittel gab, waren die traditionellen Medien die effektivsten und zugleich attraktivsten Kommunikationswege. Bei dieser Kommunikation ging es um Informationen, die dem Bedarf der  Ansprechpartner angepasst waren.  Die nationale und ideologische Einheit blieb bei dieser Kommunikation bewahrt. Der Ansprechpartner oder das  Publikum wurde mit dem Wichtigsten informiert, was sich in der Politik  und im Wirtschafts- und Kulturleben ereignete. Die Vermittlung einer Botschaft erfolgte auf dem kürzesten Weg direkt  von der Quelle zum Empfänger.

In der traditionellen Medienwelt ließ sich die Wirkung von Inhalten entsprechend der Reaktion des Informationsempfängers durch veränderte Form der Darbietung verstärken.  Man denke an die Vorträge aus dem berühmten Werk des Firdausi – seinem Schah-Nameh – dem Buch der Könige. Wenn der Naqal (der Erzähler ) in den Kaffeestuben Geschichten aus diesem Buch vortrug, hob und senkte  er absichtlich die  Stimme und stellte sich improvisierend auf die Reaktion des Publikums ein um die Wirkung seiner Botschaft zu verstärken.

Die traditionellen Orte und Einrichtungen, die es vor den modernen Medien wie Radio und Fernsehen zur Übermittlung einer Botschaft gab, waren verschieden. In der Hauptsache waren es die Moscheen, oder auch die Gebäude und Zelte, in denen Imam Husain (F) betrauert wurde, ebenso wie anderweitige Trauerzeremonien aber auch Predigten und Ansprachen, die theologischen Lehrzentren und heilige Grabstätten. Weitere Orte waren wie gesagt die Bazare, die Kaffeestuben und die Zurchaneha (die Häuser der Kraft), aber auch die öffentlichen Bäder, oder die Stadtplätze oder kleine Versammlungsplätze und Bazare in den Vierteln, ebenso wie die Karawansereien.  Weitere Möglichkeiten für den Austausch waren die  Treffen mit Freunden und der Familie oder Leuten aus dem gleichen Viertel sowie Besuche und Gegenbesuche zu Feierlichkeiten. Jede dieser Lokalitäten für die Kommunikation erfüllte in der Geschichte seine besondere Funktion und oftmals funktionierten sie wie ein großes Kommunikationsnetz, insbesondere in schwierigen und entscheidenden Abschnitten der Geschichte.

Auch war jedes dieser traditionellen Medienzentren im Grund eine zivilgesellschaftliche Einrichtung. Schon in der Antike existierte eine solche im Iran und erfüllte bestens  ihre soziale, politische und kulturelle Aufgabe bei der Regelung von  Beziehungen zwischen einzelnen Bürgern und zwischen Bevölkerung und Regierung.

Wenn wir die religiösen Tendenzen in diesem Netz von traditionellen Medien betrachten. werden wir feststellen, dass die meisten von ihnen solche miteinander gemeinsam hatten. Nicht nur in den Moscheen, auf den Trauerveranstaltungen und bei Ansprachen oder in den theologischen Lehrzentren , sondern auch in profanen traditionellen Medienzentren wie den Bazaren und den Kaffeestuben sowie den Häusern der Kraft, in denen antiker Sport betrieben wurde, spielte die Religion eine Rolle.

Untersuchungen der Funktionen und des Nutzens dieser traditionellen Medien zeigen, dass diese althergebrachten genauso wie die modernen Mediennetze durch drei verschiedene Mechanismen Einfluss auf die öffentliche Meinung nahmen. Diese drei Mechanismen sind und waren:

Die  Stärkung der vorhandenen Meinung,  Formung einer neuen Meinung sowie Verwandlung  der Meinung  und der Tendenzen  in eine andere Meinung, die von der vorherigen verschieden ist oder sogar einen Gegensatz zu ihr bildet.

Studien zeigen, dass die traditionellen Medien meistens nicht nach einer Änderung der Meinung und Überzeugung sondern vielmehr nach einer Stärkung und Festigung der vorhandenen Meinung strebten und diesbezüglich erfolgreicher waren.

Die traditionellen Mediennetze bedienten sich verschiedener Methoden zur Übermittlung einer Botschaft: Wie Predigt und Ansprache, (das traditionelle Trauerspiel:) Ta`zieh-Chani  , Elegienvortrag,   Erzählvortrag ohne und Erzählvortrag mit Bildern,  Vortrag aus dem Schahnameh oder  die Deklamation von Gedichten anlässlich von Pilgerbesuchen und weitere.  Davon sind die vier zuletzt genannten sehr verblasst. Sie heißen auf Persisch der Reihe nach: naqali, pardeh-chani, Schahnameh-chani und Tschawuschi.

Die traditionelle iranische Erzählkunst Naqali gehört zu dem Weltkulturerbe der UNESCO

Die Struktur von Gesellschaften und die Verbindungen innerhalb von ihnen und  zwischen ihnen werden vor allem durch den Informationsstrom  aufgebaut. Mit Beginn des 3. Jahrtausends und der Weiterentwicklung der modernen Kommunikationstechnologie und der Präsenz der Medien in allen Bereichen des Lebens ist ein neuer Raum entstanden. In diesem virtuellen Raum bewegen sich  Lehre, Kultur, Politik und  Gesellschaft usw. um die Achse der Kommunikation  und Medien.

In unserer Zeit  gehören die modernen Medien und Kommunikationsmittel zu den effektiven Zentren für die Weitergabe von Mitteilungen, Lehre, Werbung und die Verbreitung von Strukturen und Begriffen; auch  was die Religion, die religiösen Begriffe und Werte und Schemata anbelangt.  Diese Medien können Religion und Religiosität in der Gesellschaft wiederspiegeln, den Gläubigen mit einer Anleitung dienen und den verschiedenen Bevölkerungsgruppen insbesondere den jungen Menschen über geografische Grenzen hinaus Orientierung geben.

Zuerst hatte es den Anschein, dass die neuen Kommunikationstechnologien  nur ein neuer Weg zur Übertragung von Mitteilungen sind  und keine besondere Kultur und einen besonderen Lebensstil hervorrufen können. Man dachte also, dass sie keine neuen Inhalte produzieren könnten. Aber diese Technologie hat selber eine Kultur hervorgerufen.

Massenmedien wie Rundfunk, Fernsehen und der virtuelle Raum haben durch Verbreitung von Informationen, Nachrichten und Bilder bereits einen wichtigen Beitrag  bei der Übertragung von religiösen Begriffen und Gedanken, der Verbreitung der religiösen Lebensweise und Kultur und der Darlegung der Botschaften und Lehren der Religion usw. geleistet.

Wenn Leute  in unserer Zeit nicht richtig mit den Kommunikationsmitteln umgehen können, wird es allerdings zu ihrem Nachteil sein.  Für die religiöse Öffentlichkeitsarbeit im virtuellen Raum, müssen gezielte Schritte erfolgen  und es müssen künstlerische Mittel wie zum Beispiel die    Grafik und die sozialen Netze genutzt werden. 

Experten empfehlen denjenigen, die um den Erhalt  religiöser Bräuche besorgt sind,  sich vier Fertigkeiten auf dem Gebiet  Medienbildung anzueignen nämlich

Kritisches Denken,  Herstellung von Kommunikation und Austausch, Zusammenarbeit und Kreativität .

Bei Erlernen dieser Fertigkeiten und ihre Stärkung besteht die Hoffnung, dass sich neue  Wege finden lassen um der Religion einen festen Platz in den modernen Medien zu sichern.

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