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Echos der Vergangenheit: goldener Rhyton in Form eines geflügelten Löwen

Trinkgefäße unterschiedlichster Art waren im gesamten Nahen Osten vom 1. Jahrtausend v. Chr. bis weit in die islamische Ära hinein in großer Blüte.

Eine besondere Kategorie bildeten dabei die trichterförmigen, mit Tierprotomen verzierten Becher, die wichtige zeremonielle und rituelle Funktionen erfüllten. Diese Gefäße stellten mehr als bloße Trinkutensilien dar – sie verkörperten die künstlerischen Errungenschaften und kulturellen Werte ihrer Zeit.

Während der Blütezeit des Achämenidenreichs zählten tierförmige Rhytonen zu den erlesensten Beispielen persischer Metallkunst. Typischerweise aus kostbaren Materialien wie Gold und Silber gefertigt, verbanden diese Objekte praktischen Nutzen mit tiefer symbolischer Bedeutung. Die häufige Darstellung mächtiger Kreaturen – Löwen, Stiere und mythische Greifen – zeugte nicht nur von außergewöhnlichem technischen Können, sondern spiegelte auch die weitreichenden kulturellen Verbindungen des Reiches in der gesamten antiken Welt wider. Es handelte sich um Objekte, die für königliche und rituelle Zwecke gefertigt wurden und im achämenidischen Hofleben sowohl praktischen als auch ideologischen Zwecken dienten.

Der abgebildete Rhyton, der nahe Hamedan ausgegraben wurde, stammt aus der Achämenidenzeit und wird im Iranischen Nationalmuseum in der Teheraner Innenstadt aufbewahrt. Er ist 22,3 cm hoch, hat einen Basisdurchmesser von 19,5 cm, einen oberen Durchmesser von 12,8 cm und wiegt 892 Gramm.

Der Rhyton besteht aus einem trichterförmigen Becher, der mit horizontalen Rippen und einem dekorativen Band aus 16 Lotosblüten und Palmetten verziert ist. An seiner Vorderseite ist ein geflügelter Löwe meisterhaft auf das Gefäß gelötet. Sowohl der Becher als auch der kauernde Löwe sind bemerkenswert intakt geblieben, mit nur geringfügigen Detailverlusten zwischen den Rippen nahe der Nase und im Bart. Die Mähne des Löwen ist fein stilisiert und besteht aus Reihen kleiner hakenförmiger Büschel, während sein Körper in nach oben gebogenen Bauchhaaren endet. Ein schmales dreieckiges Motiv zwischen den ausgestreckten Vorderbeinen stellt stilisierte Haut dar. Die aus zwei zusammengelöteten Goldplatten gefertigten, hohlen Flügel sind an den Vorderbeinen befestigt. Ihre Vorderseite ist mit zwei Reihen kurzer Federn und drei Reihen langer Schwungfedern detailreich gestaltet. Aus dem offenen Maul des Löwen ragt eine separat befestigte, herausstehende Zunge hervor, hinter der sich die Öffnung verbirgt.

Dieses Meisterwerk achämenidischer Goldschmiedekunst war zweifellos Teil eines königlichen Service. Ähnliche Metallrhytonen aus dieser Zeit kombinieren typischerweise einen trichterförmigen Becher mit einer Tierprotome – meist einem Löwen oder einem gehörnten Wesen.

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