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Gerechtigkeit: Die Lebenscharta eines gläubigen Menschen

Gerechtigkeit ist aus Sicht des Korans kein rein ethischer Imperativ, sondern eine göttliche und grundlegende Pflicht zur Errichtung einer gesunden und gottgefälligen Gesellschaft.

Der edle Koran bietet einen präzisen und umfassenden Maßstab für Gerechtigkeit, der in allen Bereichen des individuellen und sozialen Lebens anwendbar ist. Gerechtigkeit ist kein abstrakter Begriff, sondern eine praktische Aufgabe, die jeder Muslim aktiv verwirklichen soll. In Sure an-Nisāʾ, Vers 135 heißt es:

یَا أَیُّهَا الَّذِینَ آمَنُوا کُونُوا قَوَّامِینَ بِالْقِسْطِ شُهَدَاءَ لِلَّهِ وَلَوْ عَلَى أَنْفُسِکُمْ أَوِ الْوَالِدَیْنِ وَالْأَقْرَبِینَ إِنْ یَکُنْ غَنِیًّا أَوْ فَقِیرًا فَاللَّهُ أَوْلَىبِهِمَا فَلَا تَتَّبِعُوا الْهَوَىأَنْ تَعْدِلُوا وَإِنْ تَلْوُوا أَوْ تُعْرِضُوا فَإِنَّ اللَّهَ کَانَ بِمَا تَعْمَلُونَ خَبِیرًا

„O ihr, die ihr glaubt, seid stets gerechte Zeugen in Allahs (Dienst), selbst wenn es gegen euch selbst, eure Eltern oder eure Verwandten geht. Und ob jemand reich oder arm ist, so haben Allahs (Gebote) Vorrang über sie. Folgt also nicht euren (persönlichen) Neigungen, damit ihr euch nicht (von der Wahrheit) abwendet. Und wenn ihr euch (von ihr) abwendet und euch (einer wahrheitsgetreuen Aussage) entzieht, so ist Allah der Allkundige über euer Tun. “ (Koran, 4:135)

Dieser Vers ist gleichsam die Charta der Gerechtigkeit im Islam. Gott ruft die Gläubigen dazu auf, sich kompromisslos für die Gerechtigkeit einzusetzen. Der Ausdruck „qawwāmīn bil-qisṭ“ beschreibt Menschen, die nicht nur selbst gerecht handeln, sondern sich aktiv und standhaft für die Verwirklichung von Gerechtigkeit in der Gesellschaft einsetzen.

Ein besonders wichtiger Aspekt ist, dass diese Gerechtigkeit ausschließlich im Namen Gottes praktiziert werden soll – das heißt, mit dem Ziel, Seine Zufriedenheit zu erlangen, nicht zur Befriedigung persönlicher, familiärer oder gruppenspezifischer Interessen. Gerechtigkeit im Islam kennt keinen Unterschied zwischen Freund und Feind, Reich oder Arm, Verwandtem oder Fremdem – sie gilt für alle gleichermaßen.

Der Vers geht sogar noch weiter: Gerechtigkeit muss selbst dann geübt werden, wenn sie gegen die eigenen Interessen, gegen die Eltern oder nahe Verwandte geht. Das unterstreicht den hohen Stellenwert, den die Gerechtigkeit im islamischen Weltbild einnimmt.

Ein zentrales Hindernis auf dem Weg zur Gerechtigkeit ist das menschliche Ego – persönliche Neigungen, Vorurteile und kurzfristige Vorteile können dazu führen, dass man sich vom Weg der Gerechtigkeit abwendet. Deshalb warnt der Koran ausdrücklich davor, sich vom eigenen nafs (Triebseele) leiten zu lassen.

Am Ende des Verses folgt eine ernste Mahnung: Gott weiß genau über unsere Handlungen Bescheid. Wer Gerechtigkeit unterlässt oder sich ihr entzieht, wird sich am Tag des Gerichts verantworten müssen.

Quelle: parstoday

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