Samstag , September 13 2025
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Persischsprachige Dichter_innen der Vergangenheit als gegenwärtige Celebritys?

Autorin: Sara Rahmani

Die Existenz von Celebritys in verschiedenen Zeiten ist zunächst an sich interessant, erweist sich aber in zweiter Linie als etwas irreführend – insbesondere dann, wenn dieser Blick auf die Berühmtheiten bzw. das Celebrity-Wesen der Vergangenheit gerichtet ist. Oftmals setzen wir uns mit bekannten Persönlichkeiten der Gegenwart auseinander, indem wir jene der Vergangenheit vergessen oder womöglich bewusst außer Acht lassen. Wenn wir jedoch vergangene Berühmtheiten – etwa Dichter_innen oder andere Persönlichkeiten früherer Zeiten – in den Blick nehmen wollen, bleibt unsere Perspektive asynchron und diachron. Diese Ungleichzeitigkeit bringt verschiedene Probleme mit sich: etwa die Frage, wie man diese Persönlichkeiten angesichts der im Laufe der Geschichte oft spärlichen Informationen überhaupt betrachten soll, und ob man sie mit heutigen Celebritys vergleichen darf. Das Problem verschärft sich, wenn man bedenkt, dass diese sogenannten, insbesondere persischsprachigen Dichter-Celebritys nach wie vor im kollektiven Gedächtnis des Volkes lebendig sind und heute einen gewissen Celebrity-Status genießen (etwa weil Menschen häufig versuchen, an ihren Gräbern Fotos zu machen) – obwohl sie jenseits ihres Ruhmes kaum von heutigen Faktoren wie Medienpräsenz oder Industrie beeinflusst waren oder sind. Ziel dieses Beitrags ist es, das Verhältnis der vergangenen persischsprachigen Dichter_innen zu unserer Zeit sowie die Vergangenheitssehnsucht heutiger Iraner_innen zu untersuchen und deren mögliche Celebrität zu klären. Darüber hinaus wird versucht, mithilfe eines induktiven, „bottom-up“ Vorgehens die Fragen nach ihrem Wesen und ihrem Verhältnis zur heutigen Celebrity-Industrie deutlicher zu erfassen – mit dem Ziel herauszufinden, ob es sich dabei um ein allgemeines Phänomen oder eher um ein spezifisches Merkmal eines sogenannten Dichtervolkes handelt.

Erschienen in: Spektrum Iran 1-2025, 38. Jahrgang

Sara Rahmani | Fakultät für Fremdsprachen und Fremdsprachige Literaturen Deutsche Sprache und Literatur Universität Teheran, Iran

 https://doi.org/10.22034/spektrum.2025.504769.1023

PDF: https://www.spektrumiran.com/article_223357_e3817792a3f240edd483e61f389db5ad.pdf

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