Ayeneh-Kari, die Kunst der Spiegelarbeit in der persischen Architektur, wurde am Donnerstag nach einem Beschluss des zwischenstaatlichen Komitees in Neu-Delhi in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit der UNESCO aufgenommen.
Laut Nominierungsunterlagen umfasst Ayeneh-Kari (persisch: آینهکاری) die Verzierung architektonischer Oberflächen wie Decken, Wände, Kuppeln, Säulen und Paneele mit zugeschnittenen Spiegelstücken. Die Künstler schneiden und formen Spiegel in geometrische oder organische Formen und kleben sie auf Oberflächen, um lichtreflektierende Muster zu erzeugen.
Das Handwerk vereint verschiedene Fertigkeiten wie Design, Spiegelschneiden, Verputzen, Malen und Mosaikarbeiten. In den Gemeinschaften gelten Spiegel und Wasser als Symbole für Reinheit und Erleuchtung, und die Praxis ist mit Vorstellungen von Licht und Aufklärung verbunden.
Die Weitergabe des Handwerks erfolgt informell durch Lehrlingsausbildungen und Workshops sowie formell durch Universitäten, Nichtregierungsorganisationen und Ausbildungsinstitute. In vielen Familien wird die Fertigkeit von Generation zu Generation von älteren Verwandten weitergegeben. Laut Aktenlage genießen Ayeneh-Kari-Meister hohes Ansehen, und die Kunst findet Anwendung in religiösen Stätten, Königspalästen, Privathäusern und modernen Räumlichkeiten.
Die Kunst des Ayeneh-Kari wird sowohl informell durch Lehrlingsausbildungen und Werkstätten als auch formell durch Universitäten, Nichtregierungsorganisationen und Ausbildungsinstitute weitergegeben. In den meisten Fällen ist Ayeneh-Kari ein Beruf, der über Generationen von Großvätern, Vätern und Onkeln an ihre Nachkommen weitergegeben wird. Ayeneh-Kari-Meister genießen hohes gesellschaftliches Ansehen, und die Kunst gilt gleichermaßen als luxuriöser und spiritueller Ausdruck, der traditionelle und moderne Räume aller Art schmückt – von heiligen Stätten und religiösen Orten bis hin zu königlichen Palästen und Privathäusern. Als integrative Kunstform wird Ayeneh-Kari von verschiedenen Bevölkerungsgruppen praktiziert und ist weiterhin von Bedeutung sowohl für die historische Restaurierung als auch für modernes Design.
Historischen Quellen zufolge leisteten venezianische Glasmacher im 15. Jahrhundert Pionierarbeit bei der Herstellung kleiner Spiegel, indem sie mundgeblasene Glaszylinder aufschnitten, polierten und versilberten. Um 1507 perfektionierten sie ein Verfahren, bei dem sie Glasscheiben mit einer Zinn-Quecksilber-Legierung beschichteten – eine Entwicklung, die Ende des 17. Jahrhunderts schließlich die Herstellung von Flachglas ermöglichte. In dieser Zeit war die persische Glaskunst so weit zurückgegangen, dass Handwerker oft altes Glas einschmolzen, was zu minderwertigem Material führte. Die Industrie erlebte später eine Wiederbelebung, als der Safawidenkönig Schah Abbas I. venezianische Glasmacher in den Iran einlud, was einen bedeutenden Wendepunkt in der persischen dekorativen Kunst markierte.
Ayeneh-kari erlebte während der Kadscharenzeit seine Blütezeit als bedeutende Form der architektonischen Dekoration. Importierte europäische Spiegel – typischerweise rechteckig und mit aufwendigen Glasrahmen versehen – dienten als luxuriöse Blickfänge oder als vollflächige Spiegelverkleidungen an Gebäudefassaden. Diese Spiegel schmückten oft Übergangsbereiche zwischen Außen- und Innenräumen und erzeugten ein faszinierendes Licht- und Spiegelspiel. Ein frühes und beispielhaftes Beispiel für Ayeneh-kari findet sich im Tschehel-Sotun-Palast aus dem 17. Jahrhundert in Isfahan.
In der Zand- und Kadscharenzeit fand die Spiegeldekoration weite Verbreitung und bedeckte eine Vielzahl architektonischer Elemente, darunter Portale, Türstürze, Fensterrahmen, Wände, Decken und Säulen. Diese Technik wurde in Pavillons, Privathäusern, Teehäusern, königlichen Gebäuden, Schreinen und traditionellen Zurkhanehs (Sporthäusern) angewendet. Mehrere Spiegel mit geätzten und bemalten Glasrahmen bildeten die traditionellen rechteckigen Elemente der Fassaden und schufen so eine harmonische Verbindung von Kunst und Architektur.
In der Pahlavi-Zeit erfuhr der Ayeneh-kari-Stil eine Renaissance in modernen Interpretationen traditioneller iranischer Architekturelemente wie Talars (Veranden oder Hallen) und Iwans (rechteckige, einseitig offene Gewölbe). Diese Bauwerke integrierten Spiegelglas, um die visuelle Wirkung zu verstärken und so das Erbe des Ayeneh-kari-Stils in der zeitgenössischen Architektur zu bewahren.
Die Ayeneh-kari-Technik ist ein akribischer und arbeitsintensiver Prozess. Die Künstler entwerfen zunächst Muster, die von geometrischen Formen, floralen Motiven und kalligrafischen Schriften inspiriert sind. Sobald das Design fertiggestellt ist, werden Spiegel in bestimmte Formen und Größen zugeschnitten, sorgfältig angeordnet und in eine Gipsschicht eingebettet. Die Präzision, mit der jedes einzelne Fragment positioniert werden muss, gewährleistet die Entstehung eines harmonischen und schimmernden Mosaiks aus reflektierendem Glas.
Ayeneh-kari ist mehr als nur eine dekorative Technik; sie verkörpert das kulturelle und historische Erbe Irans. Ihre reflektierenden Oberflächen sind symbolisch mit göttlichem Licht und spiritueller Erleuchtung verbunden. Das Zusammenspiel von Licht und Reflexion kann architektonische Räume verwandeln und ihnen Tiefe und Ruhe verleihen. Die Technik wird seit Langem zur Verzierung von Moscheen, Palästen und Mausoleen verwendet und verleiht diesen Bauwerken eine ätherische Anmutung.
Trotz der vergangenen Zeit inspiriert Ayeneh-Kari weiterhin Künstler und Architekten. Zeitgenössische Interpretationen finden sich in der modernen iranischen Architektur und Inneneinrichtung wieder, wo Kunsthandwerker Spiegelglas in neue Formen und Umgebungen integrieren. Seine anhaltende Faszination liegt in der Fähigkeit, durch Licht und Reflexion Schönheit zu erzeugen und so den Einfallsreichtum und das künstlerische Können iranischer Handwerker widerzuspiegeln.
https://ich.unesco.org/en/RL/ayeneh-kari-the-art-of-mirror-work-in-persian-architecture-02319
IranKultur – Persisch | Kultur | Reisen Iranische Kulturvertretung in Deutschland



