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Das Dorf Oraman Takht

Ein Dorf, das seit langer Zeit wegen seiner echt iranisch-kurdischen Kunst und Zivilisation glänzt und das aufgrund seiner unberührten natürlichen Sehenswürdigkeiten, der besonderen Architektur und den traditionellen Zeremonien „Pir Schaliar“ zu den wundervollen Orten Irans zählt.

Das Dorf Oraman-Takht (persisch: اورامان تخت) ist ein Teil des Gemeindebezirks Oraman in der Provinz Kurdistan. Es liegt 65 km südöstlich von Mariwan und 170 km entfernt von der Provinzhauptstadt Sanandadsch. 1450 m über dem Meeresspiegel gelegen, hat diese Ortschaft im Frühling und Sommer ein mildes Klima, im Herbst und Winter ist es dort jedoch sehr kalt. Auf Kurdisch wird Oraman „He Raman“ ausgesprochen. Es ist ein Teil der Zagros- Gebirgskette, die am südlichen Teil der Provinz entlang zieht. Die Überreste des zarathustrischen Feuertempels in der Nähe der Ortschaft beweisen, dass die Bewohner vor dem Islam Anhänger von Zarathustra waren, während sie nun Muslime mit sunnitischer Glaubensrichtung sind. Gesprochen wird dort auf kurdisch und oramisch oder horamisch.

Das Wort Horaman besteht aus zwei Teilen: Hora und Man, die soweit Standpunkt und Land bedeuten. Mit dem Begriff Horaman meinte man das Land Ahura und den Standpunkt Ahura Mazdas. Hor steht in der Awesta für Sonne, daher bedeutet Horaman „das Land der Sonne“. Wie die Bewohner des Ortes meinen, war Horaman früher eine große Stadt mit zentraler Stellung. Deshalb fügte man das Wort Takht, d.h. Thron oder Herrschaftszentrum hinzu. Auch befindet sich dort das Grabmal von Schaliar, einem zoroastrischen Geistlichen, der angeblich nachher zum Islam konvertiert war. Jedes Jahr findet Anfang Februar eine besondere Zeremonie neben seinem Mausoleum statt.

Das Dorf Oraman-Takht liegt an einem relativ steilen Berghang. Es hat so wie das Dorf Masuleh eine dichte und schöne treppenförmige Wohnstruktur. In dieser Ortschaft ist der Dachboden eines jeden Hauses zugleich der Hof des darauf gelegenen Baus. Die Mauern sind normalerweise auf trockene Art errichtet worden, d.h. ohne Mörtel werden Steine ganz kunstvoll aufeinander geschichtet. Die wichtigsten Baumaterialien sind Holz und Stein. Die angewandten Holzstücke sind oft Platanen, sowie Maulbeer- und Walnussholz. Die meisten Dorfbewohner sind Landwirte, Gärtner oder Viehzüchter. Manche sind auch in der Kunsthandwerkbranche tätig. Die Räume in den Häusern werden zumeist auf den Beruf bezogen hergerichtet, wie z.B. Wohn- und Schlafzimmer, Küche oder Ställe, sowie Kammern für die Ernten und das Stroh, oder aber Werkstätten zum Knüpfen von Teppichen.

Zu den wichtigen landwirtschaftlichen Produkten zählen Gerste, Weizen, Linsen, Weintrauben und Walnüsse, die in den großen Gärten am Fluss Sirwan geerntet werden. Auch züchten die Bewohner Birnen, Bergfeigen und Granatäpfel. Daneben sind Heilpflanzen wie Malve, Borretsch, Schafgarbe, Süßholz, Minze und Heidekraut in dieser Ortschaft in großem Maße zu sehen.

Interessant zu wissen ist, dass in Oraman-Takht viele traditionelle Handarbeiten wie Stoffsandalen, Filz, raue Teppiche, hölzerne Gabeln und Löffeln, Kämme, Körbe, sowie Türen und Fenster aus Holz hergestellt werden. Die lokale Tracht der Ortschaft ist wie in jeder anderen Region in Kurdistan, schön bunt und gemustert. Wegen ihrer schlechten Klimalage ist die Tradition in dieser Gegend immer noch unberührt und gilt als Erinnerung an antike Zeiten.

Zu den bedeutendsten Tempeln der Gemeinde gehört die Grabstätte von Pir Schaliar Oramani. Alljährlich findet am ersten Mittwoch und Donnerstag im Monat Februar der Brauch Pir Schaliar in diesem Dorf statt. Manche Historiker schätzen das Alter dieses Brauchtums auf mehr als tausend Jahre. Die Zeremonie zeigt die Teilnahme und Zusammenarbeit der Dorfbewohner, die sich bemühen das Ritual miteinander auszuführen.

Bei der feierlichen Handlung wird der Hochzeitstag einer alten Legende namens Schahriar, die auch in den antiken Mythen und Ritualen dieses Landes verwurzelt ist, gefeiert.

Die Pir Schaliar-Zeremonie beginnt am Dienstag. An diesem Tag verteilen Kinder Walnüsse unter den Dorfbewohnern von Oraman-Takht und den herum liegenden Dörfern und laden sie somit zu der Feier ein. Es werden Schafe und Kühe geschlachtet, besondere Gerichte zubereitet und Tamburin gespielt. Dazu gibt es Süßigkeiten und Mehlspeisen und man verrichtet Gebete. Es gibt auch besondere Abendprogramme, wo der Lederschuh von Pir Schialar von Hand zu Hand gereicht wird und ein bestimmtes Brot aus Mehl, gehackten Walnüssen und Mandeln sowie Zwiebeln, gebacken wird. Dieses Ritual wird von den Bewohnern verschiedener Stämme der Gemeinde Oraman Takht und der Nachbardörfer durchgeführt. Die Aufgabenverteilung ist nicht schriftlich dokumentiert, die Pflichten werden nach rein gesellschaftlichen Abkommen unter den Stämmen aufgeteilt. Zum Schluss der Zeremonie nehmen alle an einem Gemeinschaftsgebet am Grabmal teil. Es wird Joghurt mit einheimischem Brot gegessen und man hängt Stoffstücke an Wände und Bäume. Es kommen auch viele Touristen aus dem ganzen Land und oft werden mehr als tausend Teilnehmer gezählt. Anfang Mai findet eine weitere feierliche Handlung statt, nämlich der Frühlingsbrauch Kumsai und da es zu dieser Zeit in Oraman grünt und blüht, kommen noch mehr Gäste ins Dorf.

Es gibt noch weit mehr Sehenswürdigkeiten in Oraman-Takht als die, die wir bis jetzt erwähnt haben, denn diese Gegend ist eine der schönsten natürlichsten Landschaften Irans. Der große Fluss Sirwan, die Obstgärten und die unzähligen Wasserfälle und Höhlen gehören zu den faszinierenden Natursehenswürdigkeiten der Region. In Oraman-Takht befinden sich die größte Wasserhöhle der Welt und die schönste Höhle Asiens, die Ghuri-Ghalee. Sie hat eine einzigartige Form und Struktur und wegen all dieser Attraktivitäten kommen jährlich viele Touristen in den Ort. Außerdem gehört die Gegend dort zu einer der ältesten Niederlassungsorte in Iran. Es sind noch Beweisstücke aus der antiken Zeit vor dem Islam und früher hier und da zu sehen. In den Höhlen und felsigen Zufluchtsorten Oramans sind etliche Werkzeuge gefunden worden, die Menschen gehörten, die vor 40 bis 20.000 Jahren dort lebten. Der Eingang der Höhle Bardmir, auf der ein Relief von einem Schafskopf angebracht ist und auf dem drei Steinböcke und ein Hund gemeißelt sind, beweisen, dass auch früher hier Viehzucht betrieben wurde.

 

 

 

 

 

 

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