Die erste deutsche Versübersetzung aller knapp 1800 Vierzeiler, der sogenannten robayat, im umfangreichen Werk des großen persischen Mystikers und Sufi-Dichters Dschalal ad-Din Rumi aus dem dreizehnten Jahrhundert, der schon Goethe tief beeindruckt hat.
Wenn die Legende sagt, Rumi habe seine Gedichte im »Drehtanz« geschaffen, so hat das wohl, zumindest metaphorisch, einen wahren Kern: Wie ein Wirbelwind, der unseren Verstand außer Kraft zu setzen und unser Herz zu ergreifen vermag, lüftet seine schwungvolle spirituelle Liebeslyrik die Schleier rund um unsere ewigen Fragen nach der Ersten Ursache und den Letzten Dingen. Und sie tut dies in Worten, die von Anmut, Liebe, Wahrheit, Treffsicherheit, Witz und Weisheit nur so funkeln.
Nach seinen viel gelobten integralen Neuübertragungen persischer geistiger Klassiker wie Rumis Masnawi und Farid ad-Din ‘Attars Vogelgesprächen beweist Otto Höschle mit dieser ebenso einfühlsamen wie ausdrucksstarken Übersetzung in Reimverse einmal mehr seine immense Begabung als Übermittler von Geist, Herz und Seele orientalischer Lebensweisheit in die Schönheit der deutschen Sprache.
Mit der ersten Übertragung sämtlicher rund 1800 Robayat oder Vierzeiler von Dschalal ad-Din Rumi aus dem Persischen in deutsche Reimverse hat der Germanist und Orientalist Otto Höschle eine weitere interpretatorische Großtat vollbracht.
Hier zwei Vierzeiler:
Weshalb wirst du, wenn’s still ist,
——denn so stumpf und trist?
Gewöhn’ dich an die Stille,
——die der Ursprung ist!
Das, was du schweigend singst,
——ist wahre Stille: Botschaft
und Bote, lauter Ruf,
——ein Schrei, der ’s All durchmisst.
Die Zeit ist da, dass ich
——dich schleife und dich stähle:
’nen Feuerofen mache
——ich aus deiner Seele.
Du Goldader, versteckt
——in tiefster Seele! Ich
werf’ dich ins Feuer, das
——den Unrat von dir schäle.
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