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Echos der Vergangenheit: Jahrtausendealtes bemaltes Keramikgefäß

Das abgebildete Gefäß ist ein meisterhaftes Beispiel der berühmten Cheshmeh-Ali-Keramiktradition und stammt aus der Übergangszeit der Kupfersteinzeit, etwa 5200–4800 v. Chr.

Seine Oberfläche weist einen satten orangeroten Farbton auf, der sorgfältig geglättet und zu einem sanften Glanz poliert wurde. Die elegante Dekoration ist mit tiefschwarzem Pigment ausgeführt, wobei alle Motive in feinen, selbstbewussten Linien wiedergegeben sind.

Form und Dekoration des Gefäßes verdeutlichen den starken Einfluss älterer Korbflecht- und Holzverarbeitungstraditionen. Erkennbar ist dies an den Bändern präziser Schraffuren, die die zentrale Szene einrahmen – ein Muster, das stark an die Arbeit eines Korbflechters erinnert. Während die Mehrzahl der Cheshmeh-Ali-Keramik mit geometrischen Mustern wie Streifen, Winkeln und Punkten verziert ist, zeigt dieses Stück ein weitaus selteneres und eher erzählendes Motiv. Das zentrale Register zeigt eine eindrucksvolle Prozession langbeiniger, langhalsiger Vögel, vermutlich Reiher oder Störche, die in einem horizontalen Band vorbeiziehen. Diese Darstellung ist ein hervorragendes Beispiel für das Können des Töpfers, der mit wenigen minimalen, aber höchst naturalistischen Strichen das Wesen der lokalen Fauna einfängt. Solche Tierdarstellungen – zu denen auch Ziegen, Steinböcke und Gazellen gehören – sind ein wichtiger, wenn auch seltener Teil der Keramiktradition, während Darstellungen von Menschen äußerst selten sind.

Die für ihre unverwechselbare handgefertigte Verarbeitung bekannten Cheshmeh-Ali-Geschirrstücke werden typischerweise mit schwarzem Pigment auf eine noch feuchte Oberfläche gemalt, wodurch leicht verschwommene Kanten entstehen können. Die filigranen Tierfiguren auf dieser großen Schale – im Gegensatz zu den üblichen geometrischen oder floralen Mustern – machen sie zu einem bemerkenswert seltenen und wichtigen Exemplar innerhalb der Tradition.

Ismailabad oder Mushelan Tappeh liegt südlich der Straße Teheran-Qazvin und wurde zwischen 1958 und 1961 erstmals vom Archäologen Ali Hakemi ausgegraben.

 

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