Das Iranian Artists Forum (IAF) in Teheran zeigt ab dem 8. Juni das Stück „Kaspar“ des österreichischen Dramatikers Peter Handke.
Das einstündige Solostück wird von Farid Adhami inszeniert und aufgeführt und soll drei Wochen lang in der Entezami Hall der IAF aufgeführt werden, berichtete Honaronline.
Das 1967 erschienene Werk war Handkes erstes abendfüllendes Drama. Es zeigt den Findelkind Kaspar Hauser als einen nahezu sprachlosen Unschuldigen, der durch die Versuche der Gesellschaft, ihm ihre Sprache und ihre eigenen rationalen Werte aufzuzwingen, zugrunde geht.
„Kaspar“ basiert lose auf der Geschichte von Kaspar Hauser. Aufgewachsen in einem dunklen Loch, wanderte er mit 17 Jahren 1824 in eine deutsche Stadt, kannte nur einen einzigen Satz und wurde zu einer wissenschaftlichen Kuriosität: ein fast erwachsener Mensch ohne Sprache und äußere Einflüsse, eine tabula rasa, auf der die Gesellschaft und ihre wissenschaftlichen Lehrer ungestraft schreiben konnten.
Das Stück handelt von Sprache und ihrer Fähigkeit zu quälen. Handke ermöglicht uns, anders zuzuhören und darüber nachzudenken, wie uns Sprache von einer Gesellschaft aufgezwungen wird, in der Konformismus die Norm ist und die freie Rede eine fast tyrannische Ausbeutung des Einzelnen darstellt.
Es ist auch ein Stück, das nahelegt, dass Individuen unter dem Druck der Gesellschaft, in der sie leben, dazu gezwungen sind, sich selbst zu verleugnen. Was Kaspar auf der Bühne erlebt, kann täglich geschehen: das Bedürfnis oder der Wunsch, sich anzupassen, die Worte und Taten anderer zu beobachten und nachzuahmen, sich durchzusetzen und gleichzeitig sich selbst zu verleugnen.
Auch Individuen können sich sprachlich neu erfinden. In „Kaspar“ schreibt Handke: „Schon hast du einen Satz, mit dem du dich bemerkbar machen kannst … Du kannst dir erklären, wie es dir geht … Du hast einen Satz, mit dem du in jede Unordnung Ordnung bringen kannst.“
Handke selbst schrieb im Prolog des Stücks: „Das Stück ‚Kaspar‘ zeigt, wie man den Menschen durch Sprechen zum Sprechen bringen kann. Man könnte das Stück auch als Sprachfolter bezeichnen.“