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Offener Brief des Imams des IZH an den Bundespräsidenten

Der Imam und Leiter des Islamischen Zentrum Hamburg, Prof. Mohammad Hadi Mofatteh schrieb anlässlich des respektlosen Umgangs mit dem heiligen Koran durch die Berliner Polizei dem Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier einen offenen Brief in dem er respektvollen Umgang und Achtung gegenüber Schriften und Bücher aller Religionen einforderte.

Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen

Sehr verehrter Herr Bundespräsident Steinmeier,

Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland,

ich übersende Ihnen meinen Friedensgruß und wünsche Ihnen und der deutschen Bevölkerung Unversehrtheit, Gesundheit und Glück. Im Monat Ramadan, der für alle Muslime weltweit der Monat der Anbetung, der Monat der Spiritualität und des Fastens ist, erbitte ich vom allmächtigen Schöpfer, dass mit den Bemühungen und Einsatz der Wissenschaftler und Mediziner, eine baldige Lösung für die Eindämmung und Bekämpfung des Coronavirus gefunden wird damit die Menschen in Deutschland  von der Angst und Sorge dieser weltweiten Pandemie befreit werden.

Sehr verehrter Herr Bundespräsident,

Kirchen, Klöster, Synagogen, Tempel und Moscheen, sind Orte der Anbetung und der Andacht, insbesondere Ort der seelischen und spirituellen Verbindung zu Gott. Es sind heilige Orte für die Anhänger der Religionen, denen sie große Beachtung schenken und die einen besonderen Stellenwert für sie haben. Die Bewahrung und der Respekt gegenüber den eigenen und den anderen Heiligtümern ist unter allen Religionen eine Notwendigkeit, worüber es keine Zweifel gibt. Und so ist es auch mit den Schriften und Büchern aller Religionen, die mit Respekt und Achtung zu behandeln sind.

Deutschland galt als die Wiege des Zusammenlebens und des Dialoges zwischen den Kulturen, Religionen und Denkschulen und hat stets die Notwendigkeit der Stärkung dieser Verbindungen aber auch die Wahrung und Respekt der unterschiedlichen Heiligtümer und Gotteshäuser hervorgehoben. Vielleicht ist genau diese besondere Einstellung Deutschlands und seiner Regierung mit ein Grund dafür, warum vor mehr als sechzig Jahren, der große muslimische Geistliche und zu seiner Zeit höchste schiitische Autorität, Groß-Ayatollah Borudscherdi, Deutschland und insbesondere Hamburg für die Errichtung eines Islamischen Zentrums und Bau einer Moschee in Europa ausgewählt hat.  Darauf basierend wirkt das Islamische Zentrum Hamburg als theologische Vertretung der hohen schiitischen Autoritäten im Iran und Irak, für den Dialog der Religionen sowie Vertiefung und Festigung der Beziehungen zwischen den Religionsführern und Religionsanhängern. Ebenso dient das Zentrum der Etablierung einer Kultur der Vernunft, zur Wahrung des Friedens, strebend nach Ethik und Erlangung von Spiritualität unter den Menschen.  

Sehr verehrter Herr Bundespräsident,

wie Sie sicherlich erfahren haben, sind vor einigen Tagen Durchsuchungen von Moscheen und schiitischen Vereinen auf Anweisung von Bundesbehörden auf eine Weise durchgeführt worden, bei denen bedauerlicherweise der Respekt gegenüber der Gebetsstätte der Muslime und dem Koran als ihre heilige Schrift grob missachtet wurde. Dieser Umgang hat die deutsche muslimische Gemeinschaft zutiefst verletzt.

Es wäre wünschenswert gewesen, dass diese Durchsuchungen mit größerer Sensibilität stattgefunden hätten, damit keine Missachtung der islamischen Heiligtümer erfolgt wäre. Insbesondere wäre es wünschenswert gewesen, dass ein anderer Zeitpunkt für diese Handlungen ausgewählt worden wäre als der heilige Monat Ramadan, in der die Muslime ohnehin aufgrund der Corona-Umstände sich durch die Auflagen der sozialen Distanz von der Gemeinschaft fernhalten und dem Gebet und dem Fastenbrechen in ihren Moscheen fernbleiben müssen. So wurden die Sorgen der muslimischen Gemeinden weiter gesteigert. Dies passierte, obwohl die schiitischen Muslime bei der Einhaltung und Respekt gegenüber den Gesetzen stets an vorderster Front in der Gesellschaft zu verorten sind und sich für Vernunft und Dialog mit den Angehörigen der Religionen und Weltanschauungen eingesetzt haben.  

Auf diesem Wege möchte ich Sie, der Sie als Staatsoberhaupt die Einheit des deutschen Staates verkörpern und mit Ihrem Amt die Integration und Würde aller Bürger unter den Schutz der Verfassung hüten, und zugleich als vehementer Vertreter der Menschlichkeit eintreten, bitten, die nach Ihrem Ermessen notwendigen Schritte für eine Wiedergutmachung der Missachtung der Wertschätzung gegenüber Moscheen, dem Koran und dem Fastenmonat Ramadan zu initiieren.

Hochachtungsvoll

Prof. Mohammad Hadi Mofatteh

Imam und Leiter des Islamischen Zentrum Hamburg

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