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Die sieben Geschichten der sieben Prinzessinnen | von Nizami und Rudolf Gelpke | 1. September 1959

Das märchenhaft-phantastische Werk des persischen Dichters Nizami ist ein Juwel orientalischer Erzählkunst, vergleichbar nur mit den schönsten Geschichten aus «Tausendundeiner Nacht». Zwölf kostbare Miniaturen schmücken diesen Band.

Sieben Prinzessinnen erzählen sieben Geschichten, um ihren gemeinsamen Gemahl, König Behram, an den sieben Tagen einer Woche zu unterhalten. Jede der Prinzessinnen stammt aus einem anderen Land, jede lebt im Zeichen eines anderen Sterns und wohnt unter einer andersfarbigen Kuppel des fürstlichen Palastes. Kunstvoll hat Nizami (1141-1202) die Symbolik der Gestirne und der Farben in die Geschichten eingeflochten. Denn am Ende scheinen sieben Aspekte des irdischen Schicksals auf und verbinden sich zu einem Kosmos der Gesetzmäßigkeiten, denen der Mensch allzeit unterworfen ist.

Tragisch, weil alle Lust als Illusion entlarvend, ist «Die Geschichte von der unerfüllten Liebe», mit welcher die indische Prinzessin unter der schwarzen Saturnkuppel die Woche beginnt; überschäumend dagegen «Die Geschichte von der Heimsuchung der Liebenden», die die persische Prinzessin am Ende der Woche unter der weißen Venuskuppel erzählt: Ihre sprühende Lebensfreude und frivole Heiterkeit erinnern an die Erzählungen Boccaccios.

Nizami gilt heute als Schöpfer des persischen Liebesromans. «Die sieben Prinzessinnen» bilden das Kernstück seines Werkes «Heft Peiker» («Die sieben Bilder»). Auf sie trifft zu, was Hugo von Hofmannsthal über «Tausendundeine Nacht» schrieb: Hier wie dort sind «die kühnste Geistigkeit und die vollkommenste Sinnlichkeit in eins verwoben».

Inhalt: Die Geschichte von der unerfüllten Liebe / Die Geschichte vom König, der nicht heiraten wollte / Die Geschichte vom verliebten Bischr / Die Geschichte von den Rätseln der Turandocht / Die Geschichte von den Abenteuern des schönen Mahan / Die Geschichte von «Gut» und «Bös» / Die Geschichte von den Heimsuchungen der Liebenden.

  • Herausgeber ‏ : ‎Manesse; 1. Edition (1. September 1959)
  • Sprache ‏ : ‎Deutsch
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎300 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎3717513168
  • ISBN-13 ‏ : ‎978-3717513162
  • Originaltitel ‏ : ‎Heft peiker
  • Abmessungen ‏ : ‎6 x 1.6 x 15.5 cm

https://www.amazon.de/Die-sieben-Geschichten-Prinzessinnen/dp/3717513168

 

Nezami von Gandscha

Nezami (von Gandscha), genannt auch Nizami (persisch نظامی گنجوی) war ein persischer Dichter und der bedeutendste Vertreter des „romantischen Epos in der persischen Literatur“.

  • Nezāmis Hauptwerk ist das Chamsa oder „Die fünf Schätze“ das aus fünf voneinander unabhängigen Epen besteht:
  • Machzan ol-Asrār (Die Schatzkammer der Geheimnisse) ein didaktisches Gedicht mit vielen Beispielgeschichten.
  • Chosrau und Schirin, Ein romantisches Epos, das die Liebe des persischen Königs Chosrau II. zu Schirin zum Gegenstand hat. Man vermutet, dass Nezāmi in Schirin seiner eigenen, früh verstorbenen Frau Āfāq ein Denkmal gesetzt hat.
  • Laili und Madschnun, Romantisches Epos, die Liebe des Madschnun zur schönen Laila besingend. Dabei wird Madschnun verrückt, flieht in die Wüste und kultiviert eine unglückliche Liebe, die am Ende zum Selbstzweck wird, bei dem die reale Laila nicht mehr benötigt wird.
  • Haft Peykar „Die sieben Schönheiten“), eine Sammlung von sieben Novellen, welche die Lebensgeschichte des Sassanidenherrschers Bahrām Gur in poetischer Form darstellen, darunter die durch Gozzi und Schiller bekannte Erzählung von Turandot.
  • Iskandernāme (Das Alexanderbuch) „Das Alexander-Buch“, eine legendenhafte Geschichte Alexanders des Großen in zwei Teilen, einem eher epischen und einem eher didaktischen, in der u. a. auch die Weisheit des Eroberers gepriesen wird. Alexander erobert im ersten Teil die physische Welt als Krieger und im zweiten Teil die geistige Welt als Philosoph.

Daneben verfasste Nezāmi einen Diwan mit Oden und Gedichten, der 28000 Distichen (Zweizeiler) enthalten soll.

Stil

Nezāmi übertraf die bereits existierenden romantischen Epen, Warqa und Gulschah und Wis und Ramin, bei weitem und schuf einen Standard für das romantische Epos, an dem sich alle späteren Dichter orientierten. Vorher waren romantische Epen einfache Liebes- oder Heldengeschichten. Nezāmi jedoch stellt die Entwicklung seiner Figuren in den Vordergrund und gestaltet die Figuren reichhaltiger. Z. B. lässt der untreue Held Chosrou seinen Rivalen, den treuen Farhād, umbringen und kommt ungestraft davon.

Nezami legt die literarische Komposition der Handlungen viel differenzierter an. Beispielsweise begegnen sich Chosrou und Schirin zufällig auf der Reise zum jeweils anderen und verlieben sich, erkennen sich aber nicht; ein reicher Freund Madschnuns will Lailas Stamm durch Krieg zwingen, Madschnun und Laila zu vereinen, aber Madschnun hasst den Krieg und verbietet es; die Geschichten der sieben Prinzessinnen erziehen König Bahrām zur Verantwortung als König.

Nezami verbindet seine Geschichten mit philosophischen Themen, z. B. Schirin = die Liebe an sich; Madschnun = der Gottsucher; 7 Prinzessinnen = 7 Planeten = 7 Seelenzustände; Alexander sucht vergeblich das Wasser des Lebens und diskutiert mit Platon und Aristoteles

Nezami führt literarische Symbole ein, die die Handlung widerspiegeln, wie seine berühmten Sonnenauf- und -untergänge, die auf das folgende Geschehen verweisen; den sieben Prinzessinnen entspricht auch je eine Farbe und eine Weltgegend, die die behandelte Emotion symbolisieren und in ihren Geschichten wieder auftauchen.

Nezāmis wichtigste Errungenschaft ist, dass sich seine Epen alle auf einer philosophischen Ebene lesen lassen, bis auf Machzan ol-Asrār und der zweite Teil des Alexanderbuches, die von vornherein philosophisch sind. Auf dieser Ebene behandelt Chosrau und Schirin das Wesen der irdischen Liebe und die Entwicklung Chosraus zum treuen Liebhaber. Leila und Madschnun beschreibt das Wesen der himmlischen Liebe und die Entwicklung Madschnuns zum wahren Mystiker, der der Schönheit der Welt nicht mehr bedarf. Die Sieben Schönheiten spiegeln in den sieben Geschichten die Entwicklung eines vergnügungssüchtigen Prinzen zum gerechten König, der am Ende seinen tyrannischen Wesir (d. h. das Ego) hinrichten lässt. Das Alexanderbuch zeigt nach Nezāmis Einleitung die Entwicklung eines islamischen Propheten (als der Alexander gilt) auf dem Weg zu erst physischer und dann moralischer Weltherrschaft.

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