Dienstag , Dezember 3 2024
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Zwischen Sprachgenealogie und Sprachkontakt: Hybride bzw. Erb-/ Lehnwortpaare des Deutschen und Persischen | Teil I

Sara Rahmani [1] | Einleitung

Die natürlichen Sprachen der Welt sind mindestens in zweierlei Hinsicht miteinander verbunden: Zum einen über die genealogisch bedingte Beziehung der Sprachfamilien und deren Untergruppen (wie die des Indogermanischen bestehend aus dem Germanischen, Iranischen usw.), die sich in der Lexik und im Sprachsystem genetisch verwandter Sprachen widerspiegelt, und zum anderen über den geographischen Sprachkontakt, als dessen Resultat sprachliche (v. a. lexikalische) Übernahme bzw. Entlehnung zu nennen ist. Erstere darf man als primäre und letztere als sekundäre Sprachverwandtschaft bzw. -kontakt anerkennen. Es gibt noch eine dritte Möglichkeit, sprachliche (im engeren Sinne des Wortes: lexikalische) Parallelitäten festzustellen, sie ist allerdings keine richtige Verbundenheit, sondern nur eine zufallsbedingte und wird daher in diesem Beitrag – wenn schon, dann – nur im Schatten der beiden, zuvor genannten Fälle behandelt. Rückblickend auf das obige Thema darf man unter dem Begriff Sprachkontakt zum einen eine psycholinguistische und zum anderen eine soziolinguistische Variante des Sprachkontakts verstehen (vgl. etwa Riehl 2014: 12). In diesem Beitrag handelt es sich um den letzteren, d. h.: „[D]ie wechselseitige Beeinflussung von zwei oder mehreren Sprachen. Dabei gibt es zwei Richtungen: Einerseits den Einfluss der Erstsprache (im Sinne der zuerst gelernten Sprache) auf die Zweitsprache und andererseits den Einfluss der Zweitsprache auf die Erstsprache“[2] (ebd.). Auch jenseits der personenabhängigen Bestimmung dieser und jener Sprache als Erst- und Zweitsprache, d. h. im sprachgesellschaftlichen Bereich, wählt man im Grunde genommen zwei konträre Ausgangspunkte aus, wobei wir diesbezüglich – je nach Fall – noch von einer dritten, abseits eines Sprachenpaars zu suchenden (Entlehnungs)Quelle sprechen können.

Wie dem auch sei, der Sprachkontakt im weiteren Sinne umfasst beide oben erwähnten Pole. Deshalb handelt der erste Teil dieses zweiteiligen Beitrags[3] von Sprachbeziehungen bzw. -kontakten des Deutschen und Persischen im Allgemeinen. Doch um diese (oben genannten, lexikalischen) Beziehungen zwischen dem genannten Sprachenpaar besser festzustellen und sie präzise ins Auge zu fassen, bedarf es zunächst eines geschichtlich-geographischen Hintergrundwissens. Was die zeitlich-örtliche Dimension und Einbettung deutsch-persischer Sprachkontakte angeht, wird auf deren Prä- und Post-Trennungsphase (ausgehend von einer gemeinsamen Ur- bzw. indogermanischen Sprache) verwiesen. Also beziehen sich die (zwei) Hauptteile des ersten Teils dieses Artikels auf die Faktoren wie Zeit und Ort (aus konkreter Sicht) bzw. [weniger] Raum (im subjektiven Sinne). Dabei werden die Zeiten und Räume/Orte des deutsch-persischen Sprachkontakts im primären sowie (v. a.) sekundären Sinne und von ihren Anfängen bis heute ans Licht gerückt. Wohingegen der Zeitaspekt sich nochmals in genealogische und geographische Kontakte untergliedern lässt, und zwar historisch gesehen sowie gegenwärtig-aktuell betrachtet. Weitere sprachenpaarbezogene Aspekte und Faktoren wie die Klassen, Varianten und Richtungen der deutsch-persischen Fremd-/Lehnwörter werden künftig, d. h. im zweiten (darauffolgenden) Teil des Artikels, am Beispiel der Teillehnwörter und verwandter Erb-/Lehnwortpaare dieser beiden Sprachen näher behandelt.

Weiter unter:

http://spektrum.irankultur.com/wp-content/uploads/2022/10/sara-rahmani.pdf

Quelle: SPEKTRUM IRAN 35. Jahrgang 2022, Heft 1/2

http://spektrum.irankultur.com/?p=3475&lang=de

[1] Gastdozentin an der Deutschabteilung der Universität Teheran, Iran; Email: sara.rahmani@alumni.uni-heidelberg.de

[2]. „In Lernsituationen ist ersteres der Fall, in mehrsprachigen Gesellschaften meist die zweite Möglichkeit. Alle Arten von Sprachkontakterscheinungen machen sich sowohl in individuellen Sprachäußerungen als auch im Sprachgebrauch einer mehrsprachigen Sprachgemeinschaft bemerkbar.“ (ebd.)

[3]. Der zweite (lexembezogene) Teil dieses Artikels wird in den künftigen Ausgaben von Spektrum Iran erschienen.

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