Türkis ist der bekannteste iranische Halb -Edelstein, der für das Kunsthandwerk und für Schmuck verwendet wird. In der Farsi-Sprache heißt er Firuzeh (persisch: فیروزه).
Türkise waren schon im antiken Iran vor Christus beliebt. An den Inschriften des Darius-Palastes in der südiranischen Stadt Schusch (Susa) ist zu sehen, dass damals Türkis als Schmuckstein diente und achämenidische Großkönige wie Kyros (Kurusch) und Darius (Dariyusch) anderen Herrschern Türkise als Geschenk überreichten.
Dem Türkis wurde in alten Zeiten eine heilende Wirkung bei Kopfschmerzen, Augenleiden, Fieber und Insektenstichen zugesprochen. Man glaubte auch an übernatürliche Kräfte dieses Halb-Edelsteins und dass er eine beruhigende Wirkung bei schwachen Nerven habe.
Wie dem auch immer sei: Man hat dem Türkis wegen seiner bezaubernden Farbe auch im Laufe der Geschichte einiges angedichtet. Zum Beispiel hegten einige den Aberglauben, dass jemand, der einen Schmuck mit Türkisen trägt, nicht vom Pferd stürzen wird.
Jedenfalls gilt der Türkis wegen seinem schönen Blau schon immer als ein Stein, der sich positiv auf das Gemüt auswirkt.
Der iranische Türkis wird vor allen Dingen im Nordosten des Landes abgebaut und gilt als der international beste Türkis. Er wird im englischen Sprachraum mit Persian Turqoise bezeichnet. Die größte Türkislagerstätte liegt 55 km nordwestlich von Neyschabur bei einem Dorf namens Maaden. Sie enthält 9 Tausend Tonnen Gestein mit Türkisen und jährlich werden dort 19 Tonnen abgebaut. Aus jeder Tonne Muttergestein dieser Lagerstätte werden 8 bis 10 Kg Türkis gewonnen.
Die Türkise wurden früher mit dem Hammer aus dem Gesteinsverband herausgebrochen und heute verwendet man Sprengpulver zur Trennung. Für den Abbau des Gesteins werden Tunnel oder Schächte angelegt, die teilweise eine Tiefe von bis zu 70 m einreichen.
Im Iran sind besonders zwei Arten von Türkisen gefragt: die aus Neyschabur, welche als die teuersten und besten weltweit gelten und Türkise von Damghan (östlich von Teheran). Da eine der bekanntesten Türkis-Lagerstätten der Welt in Neyschabur in der nordöstlichen Provinz Chorassan liegt, ist diese Provinz und besonders ihre Hauptstadt Meschhed internationales Zentrum für den Großhandel mit Türkisen. Die Türkise, die in Meschhed geschliffen werden, sind als Firzueh Chorassani (Chorassaner Türkise) bekannt.
Türkise werden aber nicht nur im Nordosten Irans sondern auch in den Provinzen Kerman (Ostiran ) und Yazd (Zentraliran) abgebaut.
Der Kunsthandwerker schleift den Türkis an einer Schleifscheibe zurecht, die er mit der rechten Hand rotieren lässt, während er mit der linken Hand den Türkis auf die Schleifscheibe hält. Mit einem Stück Leder, Stoff oder Holz schützt er dabei die Haut an seinem Finger vor einer Schürfverletzung. Nach dem Schleifen wird der Türkis auf Hochglanz gebracht. In einer Werkstatt mit drei Schleifern, genügt eine Person für das Polieren der Türkise.
Form und Größe des fertigen Schmucksteins hängen von dem ursprünglichen Mineralstück ab. Am besten geeignet sind zylindrische Stücke weil sie sich zu zylindrischen Formen schleifen lassen. Dünne Türkisstücke sind dafür nicht geeignet und werden flach geschliffen. Am teuersten sind Türkise ohne Matrix mit einem einheitlichen Blau, welches Abi Asemani – Himmelsblau – genannt wird.
Bei der Beurteilung der Qualität eines Türkis spielen drei Faktoren eine Rolle, nämlich die Farbe (rang), die Textur (baaft) und die Matrix (schadschareh) . Die Matrix der meisten Türkise wird durch spinnengewebeartig schwarze oder braune Adern hervorgerufen, die auf das Muttergestein zurückgehen. Diese Adern bilden mal unregelmäßige mal regelmäßige Formen und solche Türkise werden Firuzeh Schadschari genannt. Je schöner diese Musterungen desto teurer der Stein und wenn der Türkis fleckenartig oder unregelmäßig gemustert ist, sinkt im Vergleich dazu sein Wert. Türkise die in Kalksteinen entstehen weisen eine dunkelbraune Matrix auf, während die Matrix bei Türkisen aus Sandsteinlagerstätten heller ist.
Türkise werden auch für Firuzeh-Kubi verwendet. Bei diesem Kunsthandwerk werden in der Regel metallene Gegenstände mit Mosaiken aus kleinen Türkisstücken verziert. Firuzeh-Kubi ist circa 60 Jahre alt. Als Erstes verzierten Kunsthandwerker in Meschhed Broschen, Armbänder und Ohrringe auf diese Weise und daraufhin wurde dieses Handwerk allmählich auch in Isfahan, der Hauptstadt des iranischen Kunsthandwerkes, üblich. In Isfahan verzierte man auch Vasen, Teller, Gläser, Spiegelrahmen und andere Gebrauchsgegenstände mit Firuzeh-Kubi. Die Verzierung mit kleinen Türkisstücken wird auf Kupfer, Bronze, Silber und Messing vorgenommen. Der Arbeitsvorgang besteht aus zwei Prozessen. Zunächst wird der zu verzierende Metallgegenstand mit der Hand oder bzw. und einer Presse angefertigt. Danach werden die Reste von Türkisen, die aus den Werkstätten, in denen Türkise geschliffen werden, stammen, nach ihrer Größe geordnet. Und dann werden die Türkissteinchen in passender Größe auf dem Metallgegenstand angebracht. Dieser wird daraufhin auf 30 Grad erhitzt und gleichzeitig mit Walnusslack besprüht. Die Qualität von Firuzeh-Kubi ist umso besser, je dichter und regelmäßiger das Mosaik ist. Schließlich werden die Metallflächen des Gegenstandes noch auf Hochglanz gebracht. Die Flächen, die mit dem Türkis-Mosaik versehen wurden, werden mit Olivenöl oder mit Sesamöl poliert.
Die Stadt Neyschabur in der nordostiranischen Provinz Chorassan ist für ihren Türkis bekannt und trägt daher auch den Namen Schahr-e Firuzeh (Stadt des Türkis). Wer einmal in Neyschabur war und die Ruhestätte des bekannten iranischen Dichters und Mathematikers Omar Khayyam unter dem blauen Himmel dieser Stadt besucht hat, der wird sich beim Anblick eines Türkis gleich wieder an diesen Besuch erinnern.
Der älteste geschliffene Türkis aus Neyschabur ist eine kleine Kalbsfigur. Sie ist fast 7 Tausend Jahre alt und wird nun in Teheran im Archäologischen Museum aufbewahrt. Das nationale Juwelenmuseum in der Teheraner Zentralbank und das Museum der Heiligen Stätte Imam Resas (a) in Meschhed sowie das Londoner Museum stellen Exemplare dieses Schmucksteins aus verschiedenen Epochen und in verschiedenen Größen aus.
Bei Türkisen kann sich übrigens durch Kontakt mit chemischen Stoffen oder sogar schon mit Kosmetikartikeln die Farbe ändern und der Glanz dieser Halb-Edelsteine verloren gehen. Am schädlichsten sind Kratzer, heißes Wasser und chemische Hausmittel. Wasser und Licht verursachen ebenso eine Farbveränderung.