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Der Tod Jesu in persischen Koranübersetzungen bis zum 12. Jahrhundert

Seyed Hossein Morakabi, Masoud Pourahmadali Tochahi | 

Einleitung | 

Geschichte und Kultur der Religionen verliefen immer mit Höhen und Tiefen, wobei viele  Kulturgüter aus frühen Perioden durch Entwicklungen in neueren Epochen ausgelöscht wurden. Das Auffinden materieller Zeugnisse, die aus früheren kulturellen Perioden übrig geblieben sind und unterschiedliche Trends in der Entwicklung einer Idee innerhalb verschiedener Kulturen, gehören zu den häufigsten und faszinierendsten Aufgaben der Religionswissenschaften. So findet heute das bis ins erste Jahrhundert nach Christus zurückverfolgbare, von späteren Entwicklungen im Nahen Osten relativ unabhängige äthiopische Christentum bei Theologen großes Interesse und die Wertschätzung (Britannica 2021). In ähnlicher Weise findet der Iran hinsichtlich Kultur und Sprache in den ersten Jahrhunderten des Islams mehr und mehr Beachtung, denn hier finden sich materielle Evidenzen für eine Entwicklungsepoche weit vor den lange Zeit das Geschichtsbild prägenden arabischen Bürgerkriegen und den christlichen Kreuzzügen. Heute glauben Muslime aller Konfessionen auf der Basis von Sure 4, Vers 157 , dass Jesus nicht gekreuzigt wurde, sondern in den Himmel aufgefahren ist. Allerdings erlaubt dieser Vers im Detail verschiedene Interpretationen, und selbst die wörtliche Übersetzung ergibt kein eindeutiges Ergebnis.

Nachfolgend soll daher anhand von Zitaten aus den ältesten Koranübersetzungen ins Persische zu zeigen versucht werden, dass bis ins 12. Jahrhundert vom Tod Jesu ausgegangen wurde. Beim Übersetzen aus dem Arabischen traten erhebliche sprachliche Differenzen zum Persischen zutage, was religiöse Autoritäten veranlasste,  persische Versionen der arabischen Religion des Islams zu entwickeln. So zum Beispiel die hier herangezogene offizielle Koranübersetzung vom Sāmānīs Hof, die in gutem Zustand erhalten geblieben ist. Von großem Erkenntnisgewinn für das Islambild der ersten Jahrhunderte ist außerdem die über einen Zeitraum von 29 Jahren erfolgte Katalogisierung von 142 Manuskripten aus der Āstān-e Qods-e Rażawī Bibliothek.

In diesem Artikel wurden die vorhandenen Korane in persischer Sprache von den ersten Übersetzungen am Ende des 10. Jh. bis zur ersten Hälfte des 12. Jh. untersucht. Einige dieser alten Koranübersetzungen sind – teils bearbeitet bzw. korrigiert – veröffentlicht worden, andere nur in Manuskriptform und über Kataloge zugänglich.Dabei hat sich im Verlaufe dieser Untersuchung eine so übermächtige Dominanz der ersten Koranübersetzung herausgestellt, dass Übersetzungen aus späteren Jahrhunderten praktisch nicht mehr sind als Bearbeitungen dieser ersten offiziellen Version. Nachdem wir diese Informationen zusammengetragen und vorgestellt haben, werden wir zeigen, dass der Tod Christi in vielen dieser Übersetzungen ausdrücklich akzeptiert wurde, und zwar in allen existierenden persischen Übersetzungen aus dem 11.Jh..

http://spektrum.irankultur.com/wp-content/uploads/2023/01/Der-Tod-Jesu-in-persischen-Koran%C3%BCbersetzungen-bis-zum-12.-Jahrhundert.pdf

 

Seyed Hossein Morakabi, Researcher in Philosophy of Religion at University of Tehran, Tehran, Iran, Email: morakabi@ut.ac.ir

Masoud Pourahmadali Tochahi, Assistenzprofessor an der Allameh Tabataba’i University, Institut für Germanistik, Teheran, Iran. E-Mail: mptochahi@atu.ac.ir.

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