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Buchbesprechung: Jesus im Koran

Stefan Federbusch ofm | Unter dem Titel „Der andere Prophet“ legen der islamische Theologe Mouhanad Khorchide und der christliche Theologe Klaus von Stosch ein Buch über Jesus im Koran vor. „In insgesamt 108 Versen in 15 verschiedenen Suren des Korans wird Jesus direkt erwähnt, an vielen anderen Stellen wird auf ihn angespielt“ (10). Die Christologie ist somit ein zentrales Thema des Korans. In der kritischen Auseinandersetzung sei der Koran nicht per se christentumsfeindlich, denn es heißt: „Sprecht: ‚Wir glauben an das, was auf uns herabgesandt und was auf euch herabgesandt wurde. Unser Gott und euer Gott sind einer. Ihm sind wir ergeben.‘“ (Q 29:46) (9).

Das Ziel ist ein beidseitiger Lernprozess: Die Würdigung Jesu im Koran ist „für ein adäquates Verstehen des Korans viel bedeutsamer, als das bisher gemeinhin erkannt wird. Umgekehrt steckt in der Darstellung Jesu Christi im Koran auch ein wichtiges Lernpotential für die christliche Theologie… Kurz gefasst hat unser Buch also drei Ziele. Es will erstens den Streit um Jesus im Koran historisch nachzeichnen und überlegen, wie seine präzise Aufarbeitung zu einem produktiven Miteinander von Christen und Muslimen heute beitragen kann. Es will zweitens zeigen, welche große hermeneutische Bedeutung die Auseinandersetzung mit der Christologie für ein adäquates Verstehen des Korans hat. Und es will drittens Perspektiven aufzeigen, wie Christen ihren Glauben an Jesus als den Christus durch eine Auseinandersetzung mit dem Koran vertiefen und reinigen können“ (11).

Der Reiz des Buches liegt in methodischer Hinsicht in vier Besonderheiten. Erstens ist der Text des Buches weitestgehend in einem sechsjährigen Schaffensprozess von beiden Autoren gemeinsam geschrieben worden. Zweitens wird die koranexegetische Darstellung konsequent diachron [= entwicklungsmäßig] bearbeitet und die Aussagen über Jesus werden in eine präzise historische Entwicklungsgeschichte eingebettet. Drittens werden die wichtigsten Suren über Jesus holistisch [= das Ganze betreffend] gelesen, d.h. als literarische Einheiten. Viertens orientiert sich das Werk an den Prinzipien Komparativer [= vergleichender] Theologie, d.h. es geht nicht um einen Wettstreit der besseren Prinzipien, sondern eine gegenseitige Stützung, den eigenen Glauben möglichst überzeugend zu formulieren.

Um zu erläutern, auf welche Fragen der Koran überhaupt eingeht, wird nach der Einleitung (9-18) im zweiten Kapitel (19-66) zunächst die Christologie im 7. Jahrhunderts erläutert. Eingeschoben wird ein drittes Kapitel zur Christologie der Gegenwart (67-94). Im vierten Kapitel erfolgt eine surenholistische Lektüre der Suren 19, 3 und 5 im Kontext einer diachronen Lektüre der Jesusworte des Korans (95-175). Das fünfte Kapitel widmet sich einer Einordnung in die koranische Prophetologie (176-226), das sechste Kapitel einer Spurensuche auf der Ebene funktionaler Äquivalente zwischen dem Werk Jesu Christi und dem Koran (227-288). Das abschließende siebte Kapitel eröffnet neue Perspektiven auf den Koran, indem die beiden Autoren jeweils systematische Schlussfolgerungen aus ihrer jeweiligen Perspektive ziehen (289-302). Es folgen noch das Literaturverzeichnis sowie der Textnachweis (303-318).

[1]. Guardian, Hausleiter, Redaktionsleiter der Zeitschrift „Franziskane“, Mitarbeit in der Gemeindepastoral des Bezirks Main-Taunus, Hessen, Germany, Email: stefan.federbusch@franziskaner.de.

http://spektrum.irankultur.com/wp-content/uploads/2022/08/Buchbesprechung-jesus-im-koran.pdf

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