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„Die religiöse Kultur des iranischen Safawiden-Volkes aus der Perspektive von Adam Olearius und Engelbert Kaempfer.“

Mohammad Borzoo | Sind Ihnen die Namen Adam Olearius und Engelbert Kaempfer vertraut? Diese beiden Persönlichkeiten dürfen mit Recht als Wegbereiter der deutschen Orientalistik betrachtet werden. Durch eigene Augenzeugenschaft erlangten sie vor etwa 300 Jahren Einblicke in den Orient. Diese beiden Abenteurer begaben sich auf faszinierende Reisen in den Iran und hinterließen aufschlussreiche Aufzeichnungen über die Religion, Kultur und Zivilisation des iranischen Volkes.

Zur damaligen Zeit wurde Europa von den osmanischen Türken, die der sunnitischen Glaubensrichtung angehörten, bedroht und die politische sowie wirtschaftliche Lage des Kontinents war äußerst prekär. Vor diesem Hintergrund erwog man in Europa die Möglichkeit eines Bündnisses mit dem gemeinsamen Gegner, dem safawidischen Iran, dessen Bevölkerung dem schiitischen Islam folgte. Dementsprechend entsandten europäische Nationen Delegationen, um politische und wirtschaftliche Abkommen mit dem Iran zu verhandeln. Die Reisen von Adam Olearius und, etwa 50 Jahre später, Engelbert Kaempfer waren Teil dieses größeren politischen Kontextes.

Ungeachtet dessen, ob sie ihre ursprünglichen Ziele erreichten, bleibt die Frage: Welche Einsichten haben diese beiden Forschungsreisenden über das iranische Volk und die religiöse Kultur der Safawiden-Ära in ihren Schriften festgehalten? Was faszinierte sie am meisten? Diese Frage erweist sich von entscheidender Bedeutung, da ein besseres Verständnis des Westens für den Osten und die Förderung eines kontinuierlichen interkulturellen Dialogs zwischen Orient und Okzident äußerst bereichernd sein können.

Im folgenden Text wird ein Bericht über eine Masterarbeit präsentiert, die an der Universität Teheran und der Fakultät für Weltstudien verfasst wurde. Mohammad Borzoo verfasste diese Arbeit unter der fachkundigen Leitung von Dr. Younes Nourbakhsh, um seinen Master-Abschluss im Bereich der Studien deutschsprachiger Länder zu erlangen. In dieser Arbeit strebte er danach, die Darstellung der religiösen Kultur des safawidischen iranischen Volkes in den Reiseberichten von Adam Olearius und Engelbert Kaempfer zu beleuchten. Welche faszinierenden Beobachtungen haben sie über das iranische Volk gemacht und in ihren Berichten festgehalten? Obwohl viele Forschungen zu französischen und englischen Reiseberichten existieren, gibt es erstaunlicherweise nur wenige Studien zu deutschsprachigen Reiseberichten. Unter den deutschsprachigen Besuchern, die während der Safawidenzeit in den Iran kamen und ihre Beobachtungen in Buchform festhielten, sind Adam Olearius und Engelbert Kaempfer von herausragender Bedeutung.

Im Folgenden werden die Unterschiede zwischen dem Reisebericht von Adam Olearius und dem Reisebericht von Engelbert Kaempfer erläutert. Obwohl sie einige Gemeinsamkeiten hatten, wiesen ihre Reisen und ihre Herangehensweise an die Berichterstattung über den Iran einige signifikante Unterschiede auf.

Adam Olearius:

  • Olearius wurde 1603 in Deutschland geboren und unternahm seine Reise in den Iran als Teil einer Delegation des Herrschers von Holstein, um Handelsbeziehungen zu etablieren.
  • Sein Reisebericht wurde erstmals im Jahr 1647 veröffentlicht und erlebte mehrere Auflagen.
  • Olearius‘ Reisebericht wurde in der deutschen Literatur hoch geschätzt und fand Anerkennung bei bekannten Schriftstellern wie Johann Wolfgang von Goethe.
  • Er übersetzte auch das Werk „Golestan“ von Saadi ins Deutsche.

Engelbert Kaempfer:

  • Kaempfer reiste etwa 50 Jahre nach Olearius in den Iran, als Mitglied einer schwedischen Delegation unter der Herrschaft von Schah Suleiman.
  • Sein Reisebericht wurde in Deutsch verfasst und später ins Lateinische übersetzt.
  • Kaempfers Werk blieb lange Zeit unveröffentlicht, bis es im 20. Jahrhundert von Orientalisten veröffentlicht wurde.
  • Er hatte Einflüsse von anderen Reiseberichten, darunter auch Olearius‘ Bericht.

Unterschiede in ihrer Herangehensweise:

  • Olearius‘ Bericht wird oft als das erste umfassende deutsche Werk über den Iran angesehen und erhielt breite Anerkennung in Deutschland.
  • Kaempfer hingegen blieb zunächst unveröffentlicht und erlangte erst später Aufmerksamkeit.
  • Olearius und Kaempfer hatten unterschiedliche Ziele während ihrer Reisen: Olearius suchte nach Handelsmöglichkeiten, während Kaempfer politische Beziehungen zwischen Schweden und dem Iran zu fördern versuchte.
  • In Bezug auf die Wahrnehmung der Iraner wiesen die beiden Reisenden unterschiedliche Ansichten auf. Olearius äußerte gelegentlich abfällige Bemerkungen über den Propheten des Islam, während Kaempfer keine negativen Äußerungen in dieser Hinsicht machte.

Trotz ihrer Unterschiede trugen sowohl Olearius als auch Kaempfer dazu bei, das Wissen über den Iran in Europa zu erweitern und haben durch ihre Reiseberichte einen wichtigen Beitrag zur europäischen Orientalistik geleistet.

Um die Hauptfrage der Forschung zu beantworten, nämlich wie die religiöse Kultur des safawidischen iranischen Volkes in den Reiseberichten von Adam Olearius und Engelbert Kaempfer dargestellt wurde, wurde die Methode der thematischen Analyse angewendet.

Die thematische Analyse ist eine qualitative Forschungsmethode, die in verschiedenen Disziplinen angewendet wird, um Muster, Themen und Bedeutungen in Textdaten zu identifizieren und zu analysieren. Die thematische Analyse ermöglicht tiefere Einblicke in die Bedeutung von Textdaten und wird oft in den Sozialwissenschaften und anderen Bereichen angewendet. Die folgenden Schritte werden bei der thematischen Analyse angewendet:

Vertrautwerden mit den Daten: Die Forscher machen sich zunächst gründlich mit den Textdaten vertraut.

Erstellung erster Codes: Es werden erste Konzepte und Codes aus den Daten extrahiert.

Suche nach Themen: Die Forscher identifizieren wiederkehrende Muster und Themen in den Daten.

Überprüfung der Themen: Die erstellten Themen werden überprüft und angepasst, um sicherzustellen, dass sie die Forschungsfragen angemessen abdecken.

Definition der Themen: Die Forscher definieren die Themen und verstehen, was sie aussagen.

Schreiben und abschließende Analyse:  Die Ergebnisse der thematischen Analyse werden präsentiert, Forschungsfragen werden beantwortet und Schlussfolgerungen gezogen.

Für deutschsprachige Leser, insbesondere für deutsche Leser, die sich für interkulturelle Studien und den historischen Austausch zwischen Deutschland und dem Iran interessieren, könnten die folgenden Aspekte in Ihrer Masterarbeit von besonderem Interesse sein:

Vergleich mit deutschen Gepflogenheiten: Ein faszinierender Ansatz für Ihre Masterarbeit wäre es, die Gastfreundschaftsbräuche im Iran während der Safawidenzeit mit den zeitgenössischen deutschen Gepflogenheiten und kulturellen Normen zu vergleichen. Dies würde es deutschen Lesern ermöglichen, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Kulturen besser zu verstehen und zu schätzen.

Einfluss auf das Bild des Iran in Deutschland: Die positiven Beschreibungen von Gastfreundschaft und höflichem Verhalten im Iran, wie sie von Olearius dargestellt werden, könnten darauf hinweisen, wie diese Reiseberichte das Bild des Iran in Deutschland beeinflusst haben. Dies könnte dazu beitragen, die Wurzeln von Stereotypen und Vorurteilen zu beleuchten und die Entwicklung der deutsch-iranischen Beziehungen im historischen Kontext zu betrachten.

Reiseliteratur und kultureller Austausch: Eine faszinierende Dimension Ihrer Arbeit könnte die Bedeutung von Reiseliteratur in der Vergangenheit für den kulturellen Austausch zwischen Deutschland und dem Iran sein. Wie haben diese Berichte das Interesse deutscher Leser am Iran geweckt und möglicherweise zu einem besseren Verständnis der iranischen Kultur beigetragen?

Persönliche Erfahrungen von Reisenden: Ein weiterer spannender Ansatz wäre es, die persönlichen Erfahrungen und Eindrücke von Olearius und Kaempfer in den Vordergrund zu stellen. Wie haben diese Erfahrungen ihre Haltung gegenüber dem Iran und seinen Bewohnern beeinflusst? Dies könnte dazu beitragen, die menschliche Seite dieser historischen Persönlichkeiten hervorzuheben und die Reisen lebendiger erscheinen zu lassen.

Nachwirkungen in Deutschland: Schließlich könnten Sie auch die langfristigen Auswirkungen der Berichte von Olearius und Kaempfer auf das deutsche Verständnis des Iran und auf die Beziehungen zwischen den beiden Ländern in den folgenden Jahrhunderten untersuchen. Haben diese Berichte das Interesse an der persischen Kultur und Geschichte in Deutschland gefördert?

Kulturelle Unterschiede beim Essen: Die Betonung der Verwendung der rechten Hand und die Abwesenheit von Messern und Gabeln am Esstisch könnten deutsche Leser dazu anregen, über die kulturellen Unterschiede beim Essen nachzudenken. Dies könnte zu einem besseren Verständnis für die Bedeutung von Essgewohnheiten in verschiedenen Kulturen führen.

Verbindung von Religion und Alltag: Die Beschreibungen zeigen, wie tief die religiösen Überzeugungen in den Alltag der Iraner eingebettet sind. Dies könnte deutsche Leser dazu anregen, die Verbindung zwischen Religion und Alltag in anderen Kulturen zu erkunden und zu verstehen.

Hygienepraktiken und Reinlichkeitsvorstellungen: Die Schilderungen der Reinlichkeit und Hygienepraktiken der Iraner könnten deutsche Leser dazu inspirieren, über die kulturellen Unterschiede in Bezug auf Hygiene und Sauberkeit nachzudenken. Dies könnte zu einem besseren Verständnis für die kulturellen Normen und Werte im Bereich der Hygiene führen.

Rituale und Traditionen: Die Beschreibungen der Essgewohnheiten und Hygienepraktiken zeigen, wie Rituale und Traditionen den Alltag der Menschen prägen. Deutsche Leser könnten diese Einblicke nutzen, um über die Bedeutung von Ritualen und Traditionen in verschiedenen Kulturen nachzudenken.

Interkultureller Dialog: Die Darstellungen könnten auch dazu beitragen, den interkulturellen Dialog zu fördern, da sie deutsche Leser dazu anregen, Fragen zu stellen und mehr über die Lebensweise und die Werte anderer Kulturen zu erfahren.

Kulturelle Unterschiede bei der persönlichen Pflege: Die Betonung der Verwendung der rechten Hand beim Essen und die Abwesenheit von Messern und Gabeln am Esstisch könnten deutsche Leser dazu anregen, über die kulturellen Unterschiede bei der persönlichen Pflege und den Alltagspraktiken nachzudenken. Dies könnte zu einem besseren Verständnis für die kulturellen Normen und Werte im Bereich der persönlichen Hygiene führen.

Religiöse Bräuche und Alltagspraktiken: Die Beschreibungen zeigen, wie tief religiöse Bräuche und Überzeugungen in den Alltag der Iraner eingebettet waren. Dies könnte deutsche Leser dazu anregen, die Verbindung zwischen Religion und Alltag in anderen Kulturen zu erkunden und zu verstehen.

Bedeutung von Sauberkeit und Ästhetik: Die Betonung der Sauberkeit, des Händewaschens und der äußeren Erscheinung der Iraner könnte deutsche Leser dazu inspirieren, über die Bedeutung von Sauberkeit und Ästhetik in verschiedenen Kulturen nachzudenken. Dies könnte dazu beitragen, Vorurteile abzubauen und das Verständnis für die kulturelle Vielfalt zu vertiefen.

Rituale und Traditionen: Die Beschreibungen der persönlichen Pflegepraktiken zeigen, wie Rituale und Traditionen den Alltag der Menschen prägen. Deutsche Leser könnten diese Einblicke nutzen, um über die Bedeutung von Ritualen und Traditionen in verschiedenen Kulturen nachzudenken.

Interkultureller Dialog: Die Darstellungen könnten auch dazu beitragen, den interkulturellen Dialog zu fördern, da sie deutsche Leser dazu anregen, Fragen zu stellen und mehr über die Lebensweise und die Werte anderer Kulturen zu erfahren.

Autoritäre Herrschaft und Strafpraxis: Die Berichte von Olearius und Kaempfer verdeutlichen die starke zentrale Autorität der Safawiden-Herrscher und ihrer Beamten bei der Verhängung und Durchführung von Strafen. Deutsche Leser könnten dies als einen Einblick in die politische Struktur und das Rechtssystem dieser Zeit wahrnehmen.

Härte der Strafen: Die Beschreibungen der Strafen, einschließlich körperlicher Bestrafungen wie dem Abschneiden von Nase, Ohren, Händen und Füßen, könnten deutsche Leser dazu anregen, über die Unterschiede zwischen historischen und modernen Strafrechtssystemen nachzudenken. Dies könnte auch Fragen zur Menschlichkeit von Strafen in der Geschichte aufwerfen.

Religiöse Einflüsse: Die Verbindung zwischen Strafen und religiösen Normen, insbesondere im Zusammenhang mit dem Wechsel der Religion, könnte deutsche Leser dazu anregen, über die Rolle der Religion im Rechtssystem und in der Gesellschaft nachzudenken. Dies könnte auch dazu führen, die Auswirkungen religiöser Überzeugungen auf die Strafrechtspraxis zu untersuchen.

Soziale Normen und Strafen: Die Beschreibungen von Strafen für Vergehen wie Ehebruch und Preisfälschung könnten deutsche Leser dazu anregen, über die sozialen Normen und Werte der safawidischen Gesellschaft nachzudenken und wie sie sich in der Strafrechtspraxis widerspiegeln.

Interkultureller Vergleich: Deutsche Leser könnten die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen dem safawidischen Rechtssystem und dem deutschen Rechtssystem in Betracht ziehen und darüber nachdenken, wie sich Strafrecht und Strafpraxis im Laufe der Geschichte entwickelt haben.

Die Masterarbeit bietet einen tiefgreifenden Einblick in die kulturellen Unterschiede zwischen dem Iran während der Safawidenzeit und Deutschland. Besonders interessant sind die Vergleiche zwischen den Gastfreundschaftsbräuchen, Essgewohnheiten, Hygienepraktiken, persönlichen Pflegepraktiken, religiösen Überzeugungen und Strafpraktiken in beiden Kulturen. Diese Aspekte werfen ein Licht auf die Vielfalt menschlicher Erfahrungen und Lebensweisen und fördern das Verständnis für die Bedeutung von Kultur und Religion im Alltag.

Ein wichtiger Beitrag dieser Arbeit besteht darin, die historischen Reiseberichte von Olearius und Kaempfer zu analysieren und deren Einfluss auf das Bild des Iran in Deutschland zu beleuchten. Dies trägt dazu bei, die Wurzeln von Stereotypen und Vorurteilen zu verstehen und die Entwicklung der deutsch-iranischen Beziehungen im historischen Kontext zu betrachten. Zudem wird die Bedeutung von Reiseliteratur für den kulturellen Austausch zwischen den beiden Ländern verdeutlicht.

Die Betonung der kulturellen Unterschiede beim Essen, bei persönlicher Pflege, bei Hygienepraktiken und bei Strafpraktiken regt deutsche Leser dazu an, über die Vielfalt der menschlichen Erfahrungen und Lebensweisen nachzudenken. Dies fördert nicht nur das Bewusstsein für die kulturelle Vielfalt, sondern auch den interkulturellen Dialog und das Verständnis zwischen verschiedenen Kulturen und Gesellschaften.

In unserem heutigen Leben kann dieser Text dazu beitragen, Vorurteile abzubauen und das Bewusstsein für die Vielschichtigkeit der Strafpraxis, der Essgewohnheiten, der Hygienepraktiken und der persönlichen Pflegepraktiken in verschiedenen Kulturen zu schärfen. Dies ist besonders relevant in einer globalisierten Welt, in der der interkulturelle Austausch und das Verständnis für andere Kulturen von großer Bedeutung sind. Darüber hinaus kann die Analyse historischer Reiseberichte dazu beitragen, ein besseres Verständnis für die Entwicklung von Beziehungen zwischen Ländern und Kulturen zu gewinnen und die Bedeutung von kulturellem Austausch zu würdigen. Insgesamt ermutigt diese Masterarbeit dazu, die kulturellen Unterschiede zu schätzen und den Wert des interkulturellen Dialogs in unserer heutigen globalisierten Welt zu erkennen.

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