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Bild: Pexels by pixabay

Literatur als Medium interkultureller Verständigung

Seyed Mohammadreza Hosseini Beheshti | Das Leben in unserer heutigen globalen Welt mit seiner tagtäglich wachsenden Verbundenheit von Menschen unterschiedlicher Kulturen, in der sich diese Kulturen fortwährend nicht nur begegnen, sondern durchdringen, erfordert eine beständige Auseinandersetzung mit dem Fremden, uns Unbekannten und Unvertrauten. Diese Auseinandersetzung erfolgt nicht nur aus Neugier an dem Fremdartigen, Ungewohnten, Exotischen, Erbaulichen, Freizeitfüllenden oder aus wissenschaftlich- akademischen Motiven, sondern vorrängig aus den Erfordernissen des Lebens in unserer Zeit. Veränderte Lebensverhälnisse erfordern Zusammendenken und gemeinsame Interaktionen für die Bewältigung von Lebensufgaben und Probleme, die nicht in der Isoliertheit von Individuen und Kulturgemeinschaften ihre Erfüllung bzw. Lösung finden. Man muß lernen miteinander zu sprechen, sich Verständigen, Verstehen, in Einverständnis kommen, Entscheidungen treffen, Planen und Handeln.

Obwohl diese Bedürfnisse sich mehr und mehr offenbaren und bisweilen mit aller Kraft aufdrängen, sind sie nicht immer einfach zu bewältigen. Nichtverständnisse, Mißverständnisse, Vorurteile und Klischeen stehen hier als Hindernisse auf dem Weg; einem Weg, den man einstweilen noch zu Erkunden hat um Konflikte oder gar Antagonismen zu vermeiden, die als Zeichen unseres Mißerfolgs ihr drohendes Gesicht zeigen.

Dabei spielt die Sprache als Horizont menschlicher Kommunikation eine wesentliche Rolle, die freilich nicht auf die Ebene eines bloßen Mediums für den sog. Informations/ bzw.-Nachrictenaustausch im Sinne eines Vehikels für Sendung und Empfang (send and receive coding) von Daten reduzierbar, sondern zutiefst mit unserer Welterschließung und Welterlebnis verflochten ist. Wir stellen fest, daß Sprachen nicht nur verschiedene Strukturen in Grammatik, Syntax und Ausdruck haben, sondern unterschiedliche Weltansichten, Welterschließungen und Selbsterfahrungen, Orientierungen und Lebensführungen in sich bergen. Der Versuch einer interkulturellen Verständigung wird somit zu einer Einsicht in die Andersheit des Andersartigen und seine Anerkennung, bei der zugleich das Eigene und Vertraute durchsichtig, und der nötige Abstand für das Neuüberdenken und Wiederbewerten des Eigenen gewonnen wird. Was sich hierbei entwickelt, ist ein Prozess der Selbstkritik, das alteingesessene verkrustete Meinungen und Vorurteile enttarnt und Anlaß für Selbstkorrekturen und Neubeginne bietet. Sichverstehen und Sichverständigen wird somit ein gemeinsames Lernprozeß, in welchem -weit über allem Wahrnehmen, Erforschen, Anerkennen, und Tolerieren hinaus- ein gemeinsames Streben nach Wahrheitserkenntnis und zur Sprache bringen dessen, was sich in solch einer „communio“ erschließen läßt. Was hier stattfindet ist –mit Gadamer gesprochen- nicht nur eine Horizontverschmelzung, sondern eine beträchtliche Horizonterweiterung. Dazu müssen u. U. neue kulturübergreifende Begriffe und eine neue Metaphorik entwickelt werden.

Weiter unter: http://spektrum.irankultur.com/wp-content/uploads/2023/09/Literatur-als-Medium-interkultureller-Verst%C3%A4ndigung.pdf

 

* Seyed Mohammadreza Hosseini Beheshti, Associate Professor an der Universität Tehran, Tehran, Iran, E-mail: mrbeheshti@ut.ac.ir.

 

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