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Verlust eines Meisters für Wissen und Ethik

Dieser Beitrag ist dem kürzlich verstorbenen angesehenen Religionsgelehrten und Gnostiker Ayatollah Fateminia gewidmet.

In der Geschichte des Islams haben die muslimischen Religionsgelehrten immer eine wichtige Rolle bei der Wahrung des vitalen Erbes der Propheten und der Imame gespielt. Sie haben Unwissenheit und Ungerechtigkeit bekämpft, um die Islamische Gemeinde   aus Engpässen und vor gefährlichen Strudeln zu retten. Diese Gruppe von Gelehrten, die im Islam und der Schule des Prophetenhauses aufgewachsen sind, ist dem Beispiel der großen Anführer der Gottesreligion gefolgt.  Gestützt auf den Grundsatz, dass die Gelehrten die Erben der Propheten sind, haben sie viele Generationen gelenkt und mit ihrem Wissen und ihrer tieferen Einblick  eine wichtige Rolle im wissenschaftlichen, politischen und sozialen Leben der Muslime gespielt. Zu diesen Gelehrsamen gehörte auch Ayatollah Fateminia. Er hat sich unermüdlich im Leben dem Erwerb der Religionswissenschaften und dem Verfassen wertvoller Bücher gewidmet und hat schließlich nach einer Erkrankung am 6. Mai 2022 die Welt verlassen, um zu seinem Herrn zurückzukehren.   

Ayatollah Fateminia war schon als Kind sehr lernfreudig und erfuhr bei seinem Vater Mir Ismail, einem Gelehrten und Gnostiker, Unterricht, um anschließend Jahre lange bei Ayatollah Mustafawi (einem Schüler des verstorbenen Ayatollah Seyyed Ali Qazi) zu studieren und gleichzeitig die theologische Ausbildungsstätte zu besuchen. Zu seinen weiteren Lehrmeistern gehörten Allameh Tabatabai, Mohammad Taqi Amoli, Seyyed Resa Bahaadini, Mohammad Taqi Bihdschat, Allameh Dschafari und weitere. Die meisten der Lehrmeister, bei denen er sich Wissen über den Islam und die islamische Gnostik aneignete, waren Schüler des Ayatollah Qazi gewesen.

Laut den islamischen Lehren, führt Gott diejenigen auf beste Weise, die richtig dem Weg der Gottesdienstbarkeit folgen.  In dem Vers 69 der Sure  29  (Ankabut) steht:

Diejenigen aber, die sich um Unsertwillen (in reiner Absicht) abmühen, werden Wir ganz gewiss Unsere Wege leiten. …

Ayatollah Fateminia ist ein klares Beispiel vor solche Persönlichkeiten,  die durch Läuterung des Selbst und Selbsterziehung hohe Stufen der Wahrnehmung und des Schauen Gottes erreicht haben. Als seine größte besondere Eigenschaft lässt sich vielleicht seine beispielhafte Bescheidenheit bezeichnen. Über ihn werden von einigen anderen Wanderern auf dem Pfade Gottes Wundertaten berichtet, über die er selber aber nie gesprochen hat.

An einer Stelle in seinem Buch „Nokteha az goftarha „ Punkte aus Worten“ schreibt Ayatollah Fateminia:

„Hadhrate Amir al Muminin (ImamAli – gegrüßet sei er) spricht in seiner Hamman-Predigt (Predigt 193 – Nahdsch-ul Balagha) – über die Eigenschaften der Gottesfürchtigen und edlen Diener Gottes wie folgt:`… und ihr Gang ist bescheiden`.“  Ayatollah Fatiminia erklärt, dass das verwendete arabische Wort für Gang zwei Bedeutungen hat. Zum einen bezieht es sich auf das normale Gehen und zum anderen auf den Lebenswandel.  Der Gelehrte fährt fort: „Imam Ali sagt:  `Bescheidenheit ist die Lebensart und die Lebensgrundlage dieser Gottesfürchtigen`.“ Ayatollah Fateminia erklärt dazu: „Die Zurückhaltung und Bescheidenheit ist der Schlüssel zu allem Guten. Aber man darf nicht den Irrtum begehen zu denken,  Zurückhaltung bedeute Schlappheit und absolute Passivität, so dass wir alles was jemand sagt oder tut, akzeptieren und ihn bestätigen. Bescheidenheit und Zurückhaltung bedeutet, dass du dich niemals für besser und höher als jemand anderen betrachtest.“

Ayatollah Fateminia praktizierte selber diese Art von Bescheidenheit.

Was den Menschen unter anderem über die anderen Lebewesen stellt, ist zweifelsohne  seine Fähigkeit zu denken, zu lehren und zu lernen. Das Denken des Menschen wird auf zwei Wegen erkenntlich – durch die mündliche und durch die schriftliche Sprache.  Wenn Feder und Zunge für die Verbreitung der Wahrheit und Wissen eingesetzt werden, wird die menschliche Gesellschaft den Weg in Richtung Wohl und Glück gehen und Ungerechtigkeit und Unterdrückung werden keine Gelegenheit mehr haben ihr Unwesen zu treiben.

Im Koran sah Ayatollah Fateminia die beste Quelle für Wissen und für den Weg zu Glück und Wohl. Er war der Überzeugung, dass sich den Zuhörern und Lesern  durch eine gut formulierte Rede der Weg zur Wahrheit zeigen lässt. Seine Empfehlung lautete:

 „Wir sollten im Auge behalten, wie anziehend eine Rede wirkt wenn sie angenehmen  formuliert ist. Es bringt also nichts, wenn der Redner die Wahrheiten der Welt trocken und hart ohne jegliche materielle oder immaterielle Sinnbilder darbringt. Seht doch wie der Heilige Koran in bester Form Assoziationen schafft. Wäre der Koran nicht auf diese Weise schön gewesen, wie hätte er dann die Herzen erobern können? Die Araber liebten doch die Dichtung und das Dichten und sie waren darin auch Meister und genossen diese Kunst. Als der Koran zu ihnen kam, geriet die Dichtung ins Abseits und das zeigt ja den Wundercharakter der Inhalte des Korans. Daher muss man dem Vorbild des Korans und Nahdschul Balagha folgen, wenn man zu den Menschen spricht. Und wir müssen  darauf achten, dass unsere Ansprachen schön und interessant und nicht trocken sind.“

Ostad Seyyed Abdullah Fateminia zählt zu den islamwissenschaftlichen Forschern auf dem Gebiet der Ilm-i Ridschal – der Wissenschaft von den Überlieferern – und der Bücherkunde. Er hat viele Schüler ausgebildet. Ayatollah Fateminia lehrte an den Theologischen Ausbildungszentren und nahm außerdem als ein Religionsexperte an Programmen der IRIB über religiöses Wissen teil. In einem angenehmen Redestil klärte er bestehende Zweifelsfragen und gewann die Zuhörer für den Weg zur Wahrheit. Er war sehr bewandert in der Wissenschaft der Überlieferer und in der theoretischen Gnostik  und zugleich hielt er auch in der Öffentlichkeit Ansprachen.

Für viele gilt er als ein begabter Redner, ohne dass sie seine wissenschaftlichen Kapazitäten kennen.

  Ostad Fateminia ist  einer der versierten und renommierten Kommentatoren zu den Werken Sahifeh Sadschadiya (dem Gebetsbuch von Imam Sadschad) und Nahdsch-ul Balagha (mit den Reden und  Aussprüchen von Imam Ali (a)). Er hat sich auf vielen Sitzungen sich zu diesen beiden Werken geäußert.  Besonders wertvolle Werke sind sein  Kommentar und die Interpretation zu dem Pilgergebet „Dscham`ia Kabira“, sein dreibändiges Werk Kitab Nokteha az gofteha“ das Werk „Farhang-i Intizar“ (die Kultur des Wartens (auf den Weltenretter)), Fardscham Ischq (Ausgang  der Liebe) – ein Kommentar zu den Gaselen des Vaters der Islamischen Revolution Iran,  Imam Chomeini (r.h.)  Yek nokteh az Hezaran (einer von tausenden Punkten), und Arghaman-i Ghadir (das Geschenk von Ghadir): 40 Hadith aus schiitischen und sunnitischen Quellen über Ghadir – e Khum (der Ort, an dem der Prophet (s) Imam Ali offiziell als seinen Nachfolger vorgestellt hat).

Der Sohn des verstorbenen Gelehrten sagt über Meister Fateminia als Familienvater:

„Es gehörte zu seiner Erziehungsmethode, dass er in keinem Fall insbesondere nicht in Bezug auf die religiösen Pflichten streng war, jedoch die Durchführung einiger dieser Pflichten oder einige Kontakte beaufsichtigte. Er löste die Probleme mit Hilfe der Freundschaft und Liebe, die zwischen ihm und seinen Kindern existierte.  Deshalb haben wir unbewusst alles, was ihn verstimmt hätte, unterlassen. Wir taten dies aufgrund unserer Zuneigung zum Vater.  Und wir waren bemüht, alles zu tun, was ihn zufriedenstellte und was Gottes Gefallen findet. In meinen Augen ist das Tau der Liebe ein sehr starkes Verbindungstau, so dass sich durch die Herstellung von Liebe und Zuneigung zwischen Eltern und Kindern der Weg zur Vervollkommnung besser ebnen lässt und viele Probleme aus dem Weg geräumt werden können. Daher kann ich mich gar nicht daran erinnern, dass wir uns jemals dem widersetzt hätten, wozu uns Vater angewiesen hatte.“

Im Islam nehmen Wissenschaft und Wissen einen hohen Platz ein und daher werden die Gelehrten und Studierenden geschätzt. Insbesondere diejenigen Gelehrten und Wissenschaftler werden geachtet,  die sich sowohl mit Wissen als auch mit dem Glauben geschmückt haben. Gott nennt sie die Wissenden, die Gott fürchten. Solche Gelehrten sind wie strahlende Gestirne, mit deren Hilfe man die Finsternisse der Unwissenheit und des Irrwegs überwinden kann; und wie oft stellt sich mit ihrem Untergang Dunkelheit ein und geraten manche, die zuvor auf den Weg gefunden hatten, in die Irre. Mit dem Tod eines Gelehrten entsteht eine Lücke in der Welt im Islam, die sich nicht mehr füllen lässt. Der Prophet Gottes hat gesagt: „Immer wenn ein Gelehrter stirbt entsteht ein nicht wieder gut zu machender Spalt für den Islam, der bis zum Jüngsten Tag durch nichts mehr zu verdecken ist.“

Wir bitten Gott um Seinen Segen und Seine Vergebung für diesen verstorbenen Gelehrten und schließen mit Worten aus der Botschaft von Ayatollah Khamenei,  des Oberhauptes der Islamischen Republik. Er kondolierte anlässlich des Verscheidens von Ayatollah Seyyed Abdullah Fateminia seiner Familie und allen Trauernden und seinen Anhängern und alle die sein Wissen genutzt haben und  sagte über den verstorbenen Gelehrten:

„Das umfassende Wissen, die interessante Ausdrucksweise und der angenehme Ton dieses geehrten Gelehrten waren für eine große Schar von jungen Menschen und Wegsuchenden eine Quelle des Segens und sein leerer Platz ist bedauerlich und traurig. Ich bitte Gott, dass er ihm Seine Barmherzigkeit und Vergebung zuteilwerden lässt und ihm eine nicht endende Belohnung  beschert.“

 

 

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